Die Geschichte
vom Film, der fast funktionierte.
von Henni
The Amazing
Spider-Man 2
wurde von einigen Kritikern schon zum cinematischen Desaster hochstilisiert
bevor der Film überhaupt in die Kinos kam. Den Film zu sehen, schien für viele
nur noch eine Bestätigung zu sein. Genau das Gleiche passierte auch beim ersten
Amazing Spider-Man.
Es
ist auch leicht zu verstehen warum. Schließlich existiert diese neue Filmreihe
hauptsächlich, weil gesichtslose Studiobosse die Spider-Man Lizenz nicht
abgeben und möglichst viel Geld durch Merchandising verdienen wollen. Bei
beiden Filmen hatte das Studio auch übermäßig großen Einfluss auf das letztendliche
Produkt.
Trotzdem
finde ich den Hass übertrieben, der diesen Filmen entgegengebracht wird. Denn
die Studiobosse haben nicht nur schlechte Entscheidungen getroffen und einige
wirklich talentierte Leute angeheuert. So wurde der erste Amazing Spider-Man auch ein wirklich guter Film.
Was
man vom zweiten Teil leider nicht behaupten kann.
Spider-Man/Peter
Parker (Andrew Garfield) muss es dieses Mal gleich mit zwei Gegnern aufnehmen:
Seinem Stalker mit Superkräften Electro (Jamie Foxx) und seinem zurückgekehrten
Kindheitsfreund Harry Osborn (Dane DeHaan), der todkrank ist und wortwörtlich
Spider-Mans Blut will. Außerdem macht sich Peter Vorwürfe wegen des Todes von
Captian Stacey, dem Vater seiner Freundin Gwen (Emma Stone). Außerdem will Gwen
zum Studieren nach England gehen. Außerdem muss Peter das Rätsel um seinen
toten Vater lösen. Außerdem gibt es eine Intrige bei Oscorp. Außerdem….
Das
Hauptproblem des Films ist ziemlich offensichtlich. Es passiert einfach zu
viel. Dadurch besteht fast die gesamte erste Hälfte des Films aus Exposition
und Charaktere müssen sich die gesamte Zeit gegenseitig erzählen wer sie
eigentlich sind und warum sie tun was sie gerade tun. Das wird dann aber
dadurch wettgemacht, dass die zweite Hälfte viel zu lang ist und sich zieht.
Moment, was??
Eigentlich
wäre das schon das Todesurteil für Amazing
Spider-Man 2, aber, wie gesagt, Sony hat ein beeindruckendes Kreativteam
versammelt. Regiesseur Marc Webb schafft es zum Beispiel dieses wirre Skript
tatsächlich ansprechend umzusetzen. Mehr als das, er schafft es sogar den rein
visuell besten Spider-Man Film zu machen. Seine Actionszenen sind schnell, aber
nicht zu unübersichtlich und witzig, aber nicht zu albern.
Webb
schafft es auch Peters diverse Fähigkeiten so gut darzustellen wie noch niemand
vor ihm. Spider-Mans Netze werden in wirklich jeder Szene mit ihm kreativ
genutzt und sein Spinnensinn wird durch Slow-Motion gut eingefangen.
Auch
die Schauspieler sind hervorragend. Garfield ist ein fantastischer,
charismatischer Hauptdarsteller, der einen liebenswerten Chaoten abgibt. Emma
Stone hat nicht nur perfekte Chemie mit ihm, ihre Gwen Stacy ist auch ein viel
interessanterer Charakter, als es Kirsten Dunsts Mary-Jane je war. Jamie Foxx
spielt hier herrlich over-the-top. Dane DeHaan zwingt uns in einer einzigen
Szene seinen Harry Osborn als Kindheitsfreund von Peter zu akzeptieren (muss er
auch, denn er tauchte ja nicht in Teil 1 auf).
All
diese Kreativen zeigen vollen Einsatz und in Folge bietet Amazing Spider-Man 2 einige fantastische Szenen und Momente. Leider
wechseln sich diese mit ungeschickter Exposition und wirklich dummen Ideen ab. Dass
der Film zu viel versucht wird ihm auch zum Verhängnis. So bleibt keinem der
Plots Raum zum Atmen und sich Entfalten.
The Amazing
Spider-Man 2
ist kein guter Film, sondern ein Film, der viel Gutes zu bieten hat. Alle
Beteiligten geben ihr Bestes gegen ein schlechtes Skript anzuspielen und man
merkt das Potential für einen großartigen Film an allen Ecken. Das macht es nur
umso frustrierender, dass der Film letztendlich nur fast funktioniert.
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