Samstag, 3. Januar 2015

Top 10 weitere Filme



Der „Top“-Teil des Titels ist eine Lüge!

von Henni

Wer meine Top 10 gelesen hat, weiß dass ich begeistert vom Filmjahr 2014 bin. Voreiligerweise habe ich darin aber auch geschrieben, dass ich zu faul war über mehr als 10 gute Filme zu schreiben (oder 13 wenn man’s genau nimmt). Gute Neuigkeiten, ich habe doch mehr Arbeitstier in mir stecken, als ich dachte. Außerdem tat es mir bei vielen Filmen leid, dass ich dieses Jahr nicht dazu gekommen bin etwas über sie zu schreiben.

Deswegen habe ich noch einmal 10 Filme dieses Jahres rausgesucht, die ich auf jeden Fall noch empfehlen wollte. Das hier ist aber keine Top 10 und dementsprechend sind sie nur alphabetisch geordnet. Manche der Filme sind sehr bekannt, manche weniger. Sehenswert sind sie alle. Vielleicht ist ja was für euch dabei.

Blue Ruin


Blue Ruin alleine rechtfertigt die Existenz von Kickstarter-Projekten. Es ist ein Film wie kaum ein zweiter: ein Anti-Rache Rache-Thriller. Blue Ruin beginnt dabei direkt mit der Rache. Bereits nach 15 Minuten ist der vermeintliche Mörder der Eltern der Hauptfigur tot. Der Rest des Films dreht sich um die Konsequenzen dieser Tat, denn Rache bringt nicht den erhofften Frieden, sondern nur noch mehr Gewalt. Blue Ruin ist dabei nicht nur nachdenklich und thematisch komplex, sondern vor allem auch spannend und unterhaltsam.

Captain America: The Winter Soldier


Ich weigere mich diesen Film The Return of the First Avenger zu nennen. Dass er nach Guardians of the Galaxy nur der zweitbeste Marvel Film des Jahres ist, ist der Wahnsinn. Denn Cap hat auch einiges zu bieten. Die lebende Verkörperung des idealen Amerikas wird mit der modernen Pervertierung seiner Ideale konfrontiert: Drohnen, Überwachungsstaat und Paranoia. The Winter Soldier’s Auseinandersetzung mit diesen Themen kann als eine verspätete Antwort auf die Pro-Bush Politik von The Dark Knight gesehen werden. Und ich weiß nicht wie’s euch geht, aber ich würde mich dabei immer auf Cap’s Seite schlagen. Er hat nicht nur die besseren Argumente, sondern auch die besseren Action Szenen.

Edge of Tomorrow


Es ist eine Schande, dass dieser Film kein größerer Hit war. Edge of Tommorow ist eigentlich alles was ein Sommer Blockbuster sein sollte, aber er hat aus irgendeinem Grund leider kein Publikum gefunden. Vielleicht lag’s am doofen Titel. Dahinter verbirgt sich aber ein perfekt erzählter, kompakter kleiner Science Fiction Film. Vor allem der 3. Akt des Films gehört zu den spannendsten Sequenzen des ganzen Kinojahres. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Denn Edge of Tommorow versteht es, dass ein im Minutentakt immer wieder sterbender Tom Cruise Comedy-Gold ist. Abgerundet wird der Film durch einen perfekten Schnitt (im Ernst, der Film ist unglaublich präzise geschnitten) und das hervorragend aufgelegte Duo Tom Cruise und Emily Blunt.

Grand Piano


Wenn ein Thriller gut ist, ist es bei Kritikern Gang und Gebe ihn in „neuen Hitchcocks“ zu messen. Aber selten war dieses Kompliment so angebracht wie bei Grand Piano. Der Film ist klassischer Hitchcock durch und durch. Ein Jedermann wird plötzlich in eine bizarre mörderische Situation und kann sich nur auf seinen Verstand verlassen um zu überleben. Die Situation? Der beste Konzertpianist der Welt wird bei einer Aufführung von einem Scharfschützen bedroht, erschossen zu werden, wenn er auch nur eine falsche Note spielt. Grand Piano baut clever auf dieser Prämisse auf und kurbelt die Spannung erbarmungslos an. Was den Film dabei wirklich Hitchcockian macht, ist die Art und Weise wie die wenigen Gadgets genutzt werden, die der Hauptfigur zur Verfügung stehen. Ich will nicht zuviel verraten, aber hätte es zu Hitchcocks Zeiten Handys und Tablets gegeben, hätte er wahrscheinlich kaum eine bessere cineastische Verwendung für sie finden können als Grand Piano. Oh, und Elijah Wood spielt die Hauptrolle. Was kann man mehr wollen?

Her


Gute Science Fiction benutzt Technologie als erzählerisches Mittel um sich mit großen existenziellen Fragen auseinander zu setzen. Her ist ein Paradebeispiel dafür. Anhand von Joaquin Phoenix Beziehung mit Scarlett Johannsons künstlicher Intelligenz Samantha versucht der Film zu ergründen was künstliche Intelligenz ist, was Liebe ausmacht und wie generell unsere Zukunft als Menschheit aussehen wird. Die Antworten sind geprägt von einem wunderbar optimistischen Humanismus. Her funktioniert aber nicht nur als Science Fiction, sondern auch einfach als Romanze (sogar besser als die meisten „echten“ Romanzen dieses Jahres). Ein rundum gelungener Film.

Noah


Die interessantesten Filme über Religion sind für mich diejenigen, die sich nicht sicher sind. Nicht die, die den Glauben ihrer Zuschauer nur bestätigen wollen, sondern die, die sich wirklich mit Fragen und Zweifeln auseinander setzen. Denn das ist sehr viel näher dran an der Gleubensrealität der meisten Menschen. Noah ist ganz simpel gesagt der Versuch die biblische Vorlagegeschichte zu verstehen. Was bedeutet es, dass alle Menschen bis auf Noah in der Sintflut umkommen? Was sagt diese Geschichte über Gott? Was sagt sie über Noah? Ist er Held oder Schurke in seiner Geschichte? Die Antworten überlässt der Film seinem Publikum selber. Genau so macht man alte Geschichten wieder relevant und interessant.

Nightcrawler


Nightcrawler ist so gut geschrieben, dass mir beim Schauen vor lauter Staunen teilweise der Atem wegblieb. Insbesondere die Essenszene in der Mitte des Films gehört mit zum Besten, was ich dieses Jahr gesehen habe. Jake Gyllenhaal offenbart seiner Chefin Rene Russo wie gefährlich er wirklich ist und sie bemerkt in diesem Moment wie bereit sie tatsächlich ist ihr eigenes Wohlergehen und ihre eigenen Ideale für ihren Erfolg zu kompromittieren. Es ist eine unglaublich subtile, perfekt gespielte Szene und gefilmte Szene. Nicht mal die eskalierende Gewalt gegen Ende des Films kann diesen Moment überbieten. Was nicht bedeuten soll, dass der Rest des Film schlecht wäre. Ganz im Gegenteil, Nightcrawler ist ein durch und durch fantastische Thriller mit einem noch nie so gut gewesenen Jake Gyllenhaal. Die Essenszene ist nur die perfekte Krönung eines ohnehin schon beeindruckenden Films.

Snowpiercer


Und der dritte Science Fiction Film auf dieser Liste. 2014 war wirklich gut für dieses Genre. Von den drei Filmen ist Snowpiercer auf jeden Fall der politischste. Die Metapher eines in arm und reich unterteilten Zuges auf einer zu Tode gefrorenen Erde mag auf den ersten Blick etwas zu offensichtlich wirken, doch es steckt etwas deutlich komplexeres unter der Oberfläche. Der anfängliche Idealismus weicht schnell Pragmatismus und die für die Revolution erbrachten Opfer sind enorm. Am Ende mag man als Zuschauer beinahe verzweifeln, ob sich überhaupt je etwas zum Besseren wenden kann. Aber ein kleines bisschen Hoffnung zeigt, dass enormes Leid manchmal der einzige Weg zu einem besseren Morgen sein kann.

The Double


Richard Ayoade dürfte den meisten als „Der Typ mit Brille“ aus IT-Crowd bekannt sein. Das ist eigentlich schon ein angemessenes Vermächtnis, aber er hat als Künstler noch sehr viel mehr zu bieten. Als Regisseur und Autor ist er überraschend vielseitig und hat u.a. bei einer der besten Folgen Community Regie geführt und den wunderbaren Wes-Andersonigen Film Submarine zu verantworten. The Double ist nun wieder etwas völlig anderes. Basierend auf Dostoyevskis gleichnamiger Geschichte entwirft Ayoade einen wunderbar surrealen und düsteren visuellen Alptraum. Jesse Eisenberg spielt eine beeindruckende Doppelrolle als schüchterner Simon James, der auf seinen scheinbar identischen bösen Zwilling James Simon trifft. James ist genau der Mensch, der Simon gerne wäre: Erfolgreich, charmant und gutaussehend. James verliert sich so in seiner Eifersucht, dass man schon bald nicht mehr weiß wer von beiden wirklich der böse Zwilling ist. The Double ist ein wunderbarer Abstieg in eine dunkle und kranke Welt und fragt uns letztendlich wie viel uns wirklich an unserer eigenen Identität liegt.

22 Jump Street


2014 war auch das Jahr von Phil Lord und Chris Miller. Mit The Lego Movie und 22 Jump Street haben sie zwei der verrücktesten und besten Filme des Jahres abgeliefert. Genau wie bei The Lego Movie klingt die Prämisse des Films furchtbar: das Sequel zum Reboot einer 80er Jahre Krimiserie. Aber die beiden wahnsinnigen Genies haben genau das zum Thema und größten Gag des Films gemacht. 22 Jump Street ist eine Persiflage schlechter Hollywood Entscheidungen im Allgemeinen und teuer produzierter Comedy Sequels im Spezifischen. Es gelingt ihm dabei lässig nebenbei noch der witzigste Film des Jahres zu sein. Das liegt zur Hälfte am fantastischen Skript und zur anderen Hälfte daran, dass Jonah Hill und Channing Tatum ein perfekt aufeinander abgestimmtes Comedy Duo sind. Die beiden sind hier wirklich in Höchstform und es ist eine Freude ihnen zuzugucken. Es lohnt sich übrigens den Abspann abzuwarten. Er ist der perfekte Ausklang für einen großartigen Film.

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