Donnerstag, 5. Februar 2015

Review: „The Interview“ ist kein „Der große Diktator“



Aber das ist nicht so schlimm.

von Henni

 
The Interview ist vielleicht der wichtigste Film des Jahres. Nicht der beste, aber der vielleicht historisch wichtigste. Welcher andere Film kann auch sonst von sich behaupten einen Diktator so aufgebracht zu haben, dass er einen Cyberangriff eingeleitet und Terrordrohungen verbreitet hat. Das hat dem Film einerseits für Geld nicht zu kaufende PR gegeben, aber auch andererseits die Erwartungen der Kritiker unrealistisch groß werden lassen. Was Kritiker in Scharen dazu veranlasst hat sich darüber auszulassen, dass der Film keine tiefgehende Satire sei…

Ach was.

Natürlich ist er das nicht. The Interview will auch gar nicht Der große Diktator sein. Der Film ist keine Satire, sondern eine Komödie. Sogar eine ganz gute. Die Prämisse ist simpel: James Franco und Seth Rogen spielen einen Talkshow-Master und seinen Produzenten, die ihrem niveaulosen Job entkommen und in richtigen Journalismus vorstoßen wollen. Ihre große Chance kommt in der Form von Kim Jong-Un, der sich als Fan ihrer Show erweist und ihnen ein Exklusivinterview anbietet. Das ist der Moment in dem sich der CIA einschaltet und den beiden aufträgt Un zu ermorden. 
 
Wie jeder Rogen Film fühlt sich The Interview vor allem ehrlich an. Rogens Charakters Wunsch etwas Tiefergehendes als bisher zu machen wirkt wie ein echter Wunsch des Hauptdarstellers, Regisseurs und Autors. Er ist sich aber auch seiner Limits bewusst und versucht klugerweise nicht die von Kritikern geforderte, journalistisch aufbereitete Satire zu machen. Stattdessen nutzt er seine Stärken um Kim Jong-Un lächerlich zu machen. Er macht es sogar zum zentralen Thema des Films, dass man sich mit wahrem Bösen nicht intellektuell auseinander setzen kann. Das einzige was dagegen hilft, ist es mit wahrer Niveaulosigkeit niederzureißen. Und das tut der Film bis zur letzten Konsequenz.

Bis es soweit muss man sich aber durch ein eher enttäuschende erstes Drittel kämpfen. Bevor die beiden Hauptfiguren Nordkorea erreichen passiert leider nicht viel außer langer Exposition mit schwachen Peniswitzen. Auch James Francos Dave Skylark scheint am Anfang zu laut und zu dumm konzipiert zu sein. Gott sei Dank nimmt der Film mit dem Auftauchen von Randall Park als Kim Jong-Un deutlich Fahrt auf. Seine Performance ist konkurrenzlos die beste im ganzen Film. Er macht den Diktator nicht nur menschlich sondern auch witzig.

Seine Versuche Franco für sich gewinnen, sorgen dann auch dafür dass dieser Charakter nun endlich funktioniert, da er nun an der Richtigkeit des Mordauftrags zweifelt und dies zum zentralen emotionalen Konflikt des Films wird. Die Witze werden nun auch endlich krasser und wirklich witzig. Das Ganze läuft dann auf ein wirklich großartiges Finale hinaus, über das ich nicht zu viel verraten möchte.

Gerade für die letzte halbe Stunde lohnt sich The Interview also wirklich und man wird für den eher lahmen Anfang entlohnt. Ohne die durch Kim Jong-Un selber verursachten unrealistischen Erwartungen an den Film würden das vermutlich auch mehr Leute sehen. Vielleicht war das ja die ganze Zeit sein wahrer Plan.

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