„Jupiter
Ascending“ versagt in jeder Hinsicht, ist aber trotzdem sehenswert.
von Henni
Die
Wachowskis sind ein seltsames Gespann. Die Qualität ihrer Filme schwankt enorm.
Entweder man bekommt Matrix oder Matrix Revolutions von ihnen. Sie
schaffen es auch gleichzeitig unglaublich ambitioniert zu sein und komplexe
Ideen zu präsentieren, während sie gleichzeitig an ihren Projekten die Kanten
abschleifen und versuchen möglichst leicht verdauliche Kost zu schaffen. Vieles
aus ihrem Gesamtwerk könnte man als das Nerd-Äquivalent von Oscarbait sehen. Hust,
V wie Vendetta, hust. Was aber auch
immer man für Erwartungen an sie hat, mit Jupiter
Ascending schaffen sie es noch einmal sie zu sprengen.
Der
Film sollte vor allem der ultimative Fan-Film der Wachowskis werden. Jedes
Science-Fiction Genre, was sie seit ihrer Kindheit begeistert hat, sollte hier
in einem Universum zusammengefasst werden. Von Flash Gordon, über Dune bis Anime ist alles dabei. Nur haben die beiden Regisseure und
Drehbuchautoren leider nicht so viel Arbeit in die Geschichte gesteckt. Die ist
nämlich denkbar einfach, um nicht zu sagen simpel: Jupiter Jones (Mila Kunis)
entdeckt, dass sie die genetisch exakte Kopie einer verstorbenen Alienkönigin
ist und ihr deshalb die Erde gehört. Der Weltraumsöldner Caine (Channing Tatum)
muss sie nun vor den drei Kindern der verstorbenen Königin beschützen, die alle
die Erde erben wollen um sie für ihre Großindustrie zu „ernten“, sprich alle
Menschen zu töten. Das bedeutet im Klartext, dass der gesamte Film daraus
besteht, dass Channing Tatum Mila Kunis vor jedem der drei Kinder rettet.
Nacheinander. Er rettet sie fünf Mal. Das ist alles.
Damit
ist sie so ziemlich eine der schlechtesten und hilflosesten weiblichen
Hauptfiguren unserer Zeit. Und das beinhaltet Bella Swan. Mal ganz davon abgesehen,
dass es super ablenkend ist, dass ihr Charaktername der amerikanische
Originalname von Justus Jonas ist.
Aber
die furchtbare Hauptfigur ist das geringste Problem des Films. Schauspielerisch
ist Jupiter Ascending auch
enttäuschend. Es ist schon beinahe eine besondere Leistung, wie es der Film
schafft zwei wirkliche Talente wie Kunis und Tatum langweilig zu machen. Beide
wirken völlig verloren vor lauter Greenscreens. Sie haben auch keinerlei Chemie
untereinander. Tatum spielt seinen Charakter sogar so unterkühlt, dass man das
Gefühl hat, es könnte ihm nichts egaler sein als Jupiter. Als der Film dann
aber zur Romanze wird führt das dazu, dass Kunis Annäherungsversuche wie
sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wirken.
Die
Action ist auch nicht besonders gut. Sie kommt fast komplett aus dem Computer,
und wenn immer doch noch eine Aufnahme von Tatum oder Kunis zwischen die CGI
geschnitten wird, wirkt sie wie aus einem völlig anderen Film. Das hat zur
Folge, dass man nur leere Spezialeffekte betrachtet und völlig von dem
Geschehen distanziert ist. Zumindest hätte es das, wenn man etwas erkennen
würde. Aber die Action ist außerdem auch noch viel zu schnell geschnitten oder
mit zu vielen Details vollgepackt. Es ist beinahe so als hätten die Wachowskis absichtlich
versucht die Szenen so unverständlich wie möglich zu machen. Es gibt sogar eine
Luftschlacht Szene, in der Kunis und Tatum in einem von ihren Gegnern
gestohlenen Raumschiff gegen andere Raumschiffe kämpfen. Dabei ist es wirklich
nicht möglich zu erkennen, welches der Raumschiffe das „gute“ Schiff ist. Man
hat als Zuschauer also keine Ahnung mit welcher CGI Sammlung man überhaupt
mitfiebern soll.
Auch
sonst bietet der Film kaum Aufregung. Zwischen den unverständlichen Action
Szenen gibt es Exposition, Exposition und nochmal Exposition. Dabei werden
irgendwelche Aspekte des Jupiter
Ascending Universums leblos und trocken erklärt. Meist sind diese Informationen
in keinster Weise plotrelevant. Man merkt während dieser Dialoge aber vor
allem, dass das große Mix Universum der Wachowskis nicht funktioniert. Die
Einzelteile sind einfach zu verschieden uns so fühlt sich jeder Szenenübergang
so an, als würde man in einen völlig anderen Film zappen.
All
das verblasst aber gegen das größte Problem des Films: Man versteht ihn nicht.
Für einen Film, der so an Exposition erstickt, ist Jupiter Ascending unglaublich geizig darin zu erklären, was
überhaupt gerade auf der Leinwand passiert. Während eines Großteils des Films
geht es um das politische Manövrieren von Kunis Verfolgern, aber es wird zu
keinem Zeitpunkt erklärt welchen Regeln diese Politik folgt. Es taucht auch
mehrfach die Aegis (eine Weltraumpolizei) auf ohne dass erklärt wird welche
Befugnisse sie überhaupt hat und was ihr Auftauchen für den Plot bedeutet. Man
weiß als Zuschauer also nie worauf die Charaktere überhaupt hinausarbeiten.
Wenn die langweiligen Action Szenen und die langweiligen Dialoge den Film nicht
schon gekillt hätten, würde ihm das den letzten Todesstoß geben.
Aber…
ich habe den Film nicht gehasst. Ich habe ihn sogar recht liebgewonnen. Und ich
habe eine ganze Woche gebraucht um zu verstehen warum. Denn egal wie sehr
dieser Film in jeder Hinsicht versagt, man merkt ihm dennoch an, dass die
Wachowskis hier Herzblut hineingesteckt haben. Jupiter Ascending ist ein bisschen wie eine Schultheateraufführung.
Es ist nicht professionell gemacht, ist teilweise furchtbar schlecht und
beinahe alles, was man gucken könnte, wäre besser, aber man merkt auch, dass
die Kinder viel Arbeit darein gesteckt haben und das macht es irgendwie
liebens- und sehenswert. Ich würde den Film also tatsächlich empfehlen. Nicht
jeder wird die Geduld für Jupiter
Ascending haben, aber Trashliebhaber könnten durchaus auf ihre Kosten
kommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen