Freitag, 27. Februar 2015

Review: Weltraumschrott mit Herz



„Jupiter Ascending“ versagt in jeder Hinsicht, ist aber trotzdem sehenswert.

von Henni

 
Die Wachowskis sind ein seltsames Gespann. Die Qualität ihrer Filme schwankt enorm. Entweder man bekommt Matrix oder Matrix Revolutions von ihnen. Sie schaffen es auch gleichzeitig unglaublich ambitioniert zu sein und komplexe Ideen zu präsentieren, während sie gleichzeitig an ihren Projekten die Kanten abschleifen und versuchen möglichst leicht verdauliche Kost zu schaffen. Vieles aus ihrem Gesamtwerk könnte man als das Nerd-Äquivalent von Oscarbait sehen. Hust, V wie Vendetta, hust. Was aber auch immer man für Erwartungen an sie hat, mit Jupiter Ascending schaffen sie es noch einmal sie zu sprengen.

Der Film sollte vor allem der ultimative Fan-Film der Wachowskis werden. Jedes Science-Fiction Genre, was sie seit ihrer Kindheit begeistert hat, sollte hier in einem Universum zusammengefasst werden. Von Flash Gordon, über Dune bis Anime ist alles dabei. Nur haben die beiden Regisseure und Drehbuchautoren leider nicht so viel Arbeit in die Geschichte gesteckt. Die ist nämlich denkbar einfach, um nicht zu sagen simpel: Jupiter Jones (Mila Kunis) entdeckt, dass sie die genetisch exakte Kopie einer verstorbenen Alienkönigin ist und ihr deshalb die Erde gehört. Der Weltraumsöldner Caine (Channing Tatum) muss sie nun vor den drei Kindern der verstorbenen Königin beschützen, die alle die Erde erben wollen um sie für ihre Großindustrie zu „ernten“, sprich alle Menschen zu töten. Das bedeutet im Klartext, dass der gesamte Film daraus besteht, dass Channing Tatum Mila Kunis vor jedem der drei Kinder rettet. Nacheinander. Er rettet sie fünf Mal. Das ist alles.

Damit ist sie so ziemlich eine der schlechtesten und hilflosesten weiblichen Hauptfiguren unserer Zeit. Und das beinhaltet Bella Swan. Mal ganz davon abgesehen, dass es super ablenkend ist, dass ihr Charaktername der amerikanische Originalname von Justus Jonas ist.

Aber die furchtbare Hauptfigur ist das geringste Problem des Films. Schauspielerisch ist Jupiter Ascending auch enttäuschend. Es ist schon beinahe eine besondere Leistung, wie es der Film schafft zwei wirkliche Talente wie Kunis und Tatum langweilig zu machen. Beide wirken völlig verloren vor lauter Greenscreens. Sie haben auch keinerlei Chemie untereinander. Tatum spielt seinen Charakter sogar so unterkühlt, dass man das Gefühl hat, es könnte ihm nichts egaler sein als Jupiter. Als der Film dann aber zur Romanze wird führt das dazu, dass Kunis Annäherungsversuche wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wirken.

Die Action ist auch nicht besonders gut. Sie kommt fast komplett aus dem Computer, und wenn immer doch noch eine Aufnahme von Tatum oder Kunis zwischen die CGI geschnitten wird, wirkt sie wie aus einem völlig anderen Film. Das hat zur Folge, dass man nur leere Spezialeffekte betrachtet und völlig von dem Geschehen distanziert ist. Zumindest hätte es das, wenn man etwas erkennen würde. Aber die Action ist außerdem auch noch viel zu schnell geschnitten oder mit zu vielen Details vollgepackt. Es ist beinahe so als hätten die Wachowskis absichtlich versucht die Szenen so unverständlich wie möglich zu machen. Es gibt sogar eine Luftschlacht Szene, in der Kunis und Tatum in einem von ihren Gegnern gestohlenen Raumschiff gegen andere Raumschiffe kämpfen. Dabei ist es wirklich nicht möglich zu erkennen, welches der Raumschiffe das „gute“ Schiff ist. Man hat als Zuschauer also keine Ahnung mit welcher CGI Sammlung man überhaupt mitfiebern soll.

Auch sonst bietet der Film kaum Aufregung. Zwischen den unverständlichen Action Szenen gibt es Exposition, Exposition und nochmal Exposition. Dabei werden irgendwelche Aspekte des Jupiter Ascending Universums leblos und trocken erklärt. Meist sind diese Informationen in keinster Weise plotrelevant. Man merkt während dieser Dialoge aber vor allem, dass das große Mix Universum der Wachowskis nicht funktioniert. Die Einzelteile sind einfach zu verschieden uns so fühlt sich jeder Szenenübergang so an, als würde man in einen völlig anderen Film zappen.

All das verblasst aber gegen das größte Problem des Films: Man versteht ihn nicht. Für einen Film, der so an Exposition erstickt, ist Jupiter Ascending unglaublich geizig darin zu erklären, was überhaupt gerade auf der Leinwand passiert. Während eines Großteils des Films geht es um das politische Manövrieren von Kunis Verfolgern, aber es wird zu keinem Zeitpunkt erklärt welchen Regeln diese Politik folgt. Es taucht auch mehrfach die Aegis (eine Weltraumpolizei) auf ohne dass erklärt wird welche Befugnisse sie überhaupt hat und was ihr Auftauchen für den Plot bedeutet. Man weiß als Zuschauer also nie worauf die Charaktere überhaupt hinausarbeiten. Wenn die langweiligen Action Szenen und die langweiligen Dialoge den Film nicht schon gekillt hätten, würde ihm das den letzten Todesstoß geben.

Aber… ich habe den Film nicht gehasst. Ich habe ihn sogar recht liebgewonnen. Und ich habe eine ganze Woche gebraucht um zu verstehen warum. Denn egal wie sehr dieser Film in jeder Hinsicht versagt, man merkt ihm dennoch an, dass die Wachowskis hier Herzblut hineingesteckt haben. Jupiter Ascending ist ein bisschen wie eine Schultheateraufführung. Es ist nicht professionell gemacht, ist teilweise furchtbar schlecht und beinahe alles, was man gucken könnte, wäre besser, aber man merkt auch, dass die Kinder viel Arbeit darein gesteckt haben und das macht es irgendwie liebens- und sehenswert. Ich würde den Film also tatsächlich empfehlen. Nicht jeder wird die Geduld für Jupiter Ascending haben, aber Trashliebhaber könnten durchaus auf ihre Kosten kommen.

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