Donnerstag, 24. Oktober 2013

Review: „Prisoners“ ist eine überdurschnittliche „Tatort“-Folge



Hugh Jackman schreit sich durch seinen neuen Film.

Manchmal überrascht einen ein Film dadurch genau das zu sein wonach er aussieht. Als ich den Trailer für Prisoners gesehen habe, hatte ich eigentlich kein Interesse an dem Film. Er sah für mich nach einem typischen Eintrag in dem leider stetig größer werdenden „Kind wird entführt und Entführer wird gefoltert, eventuell nach einer wahren Begebenheit“ Genre aus. Doch dann bekam der Film sehr gute Kritiken und es wurde gesagt er wäre mehr als der Trailer vermuten lässt und so sitz ich nun hier.

Der Film ist auch tatsächlich gut. An einigen Stellen ist er sogar phänomenal gut. Aber er ist trotzdem nur genau das wonach er aussah, in gut.

Der Film erzählt die Geschichte zweier befreundeter Familien, deren Töchter an Thanksgiving spurlos verschwinden. Ein geistig behinderter Verdächtiger wird schnell gefunden, aber aufgrund von Beweismangel wieder laufengelassen. Hugh Jackmans Vater Charakter sieht das nicht ein und entführt den Mann kurzerhand mit dem Ziel, aus ihm den Aufenthaltsort seiner Tochter heraus zu foltern.

Die Hauptstärke des Films ist seine Spannung. Die Jagd nach dem wahren Entführer ist bedrückend und intensiv in Szene gesetzt, was einen an mancher Stelle darüber hinwegsehen lässt, dass es sich der Film zeitweise zu einfach macht und neue Informationen abrupt in die Geschichte zwängt. Allerdings wird die Auflösung zum Ende hin für den Zuschauer zu offensichtlich und es wird anstrengend den Figuren dabei zuzusehen wie sie langsam auf die Ideen kommen, die man eine halbe Stunde vor ihnen hatte.

Der Großteil des Filmes versucht einen möglichst realistischen Ton zu treffen und die Kindesentführung so authentisch wie möglich zu gestalten. Das gelingt aber nur teilweise. Zwar ist die anfängliche Verzweiflung der Eltern noch bedrückend, aber sehr bald rückt von ihnen nur noch Hugh Jackman in den Vordergrund. Die gesamte zweite Familie kommt kaum noch vor und auch seine Frau und sein Sohn verschwinden über weite Strecken komplett.

Leider bringt Jackmans Charakter keine großen Erkenntnisse in die Geschichte ein, außer, dass Menschen in extremen Situationen zu extremen Maßnahmen greifen. Aber selbst das kommt zu kurz. Der Film will zwar schocken, aber Jackman geht nie wirklich weit genug um das auch zu erreichen.

Und dann kommt das Ende. Es lässt den Film zwar nicht einstürzen, erschüttert ihn aber mit einem mittelstarken Erdbeben. Ton und ganz besonders das bisschen Thematik, das der Film bis dahin hatte, fallen hier leider in sich zusammen.

Schauspielerisch ist der Film eine Plattform für Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal, von denen letzterer seinen Job besser macht. Er hat zwar nicht so viele große Szenen wie Jackman, aber er bringt seine Cop Rolle als einen distanzierten, professionellen Eigenbrötler charismatisch rüber. Jackman macht seinen Job auch zumeist gut, nur in den Momenten, in denen er bedrohlich wirken soll, verlässt er sich zu sehr darauf zu schreien. Etwas mehr Zurückhaltung hätte ihm gut getan.

Insgesamt wirkt Prisoners wie ein heutiger überdurchschnittlicher Tatort. Er ist sehr spannend, aber er zwingt den Zuschauer trotz seiner Thematik nie aus seiner Komfort-Zone heraus und hat inhaltlich nicht besonders viel zu bieten. Ich würde ihn trotzdem empfehlen, aber man muss ihn nicht im Kino sehen, sondern kann ruhig warten bis er auf ProSieben im Nachtprogramm läuft.

H.

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