Hugh Jackman
schreit sich durch seinen neuen Film.
Manchmal
überrascht einen ein Film dadurch genau das zu sein wonach er aussieht. Als ich
den Trailer für Prisoners gesehen
habe, hatte ich eigentlich kein Interesse an dem Film. Er sah für mich nach
einem typischen Eintrag in dem leider stetig größer werdenden „Kind wird
entführt und Entführer wird gefoltert, eventuell nach einer wahren Begebenheit“
Genre aus. Doch dann bekam der Film sehr gute Kritiken und es wurde gesagt er
wäre mehr als der Trailer vermuten lässt und so sitz ich nun hier.
Der
Film ist auch tatsächlich gut. An einigen Stellen ist er sogar phänomenal gut.
Aber er ist trotzdem nur genau das wonach er aussah, in gut.
Der
Film erzählt die Geschichte zweier befreundeter Familien, deren Töchter an
Thanksgiving spurlos verschwinden. Ein geistig behinderter Verdächtiger wird
schnell gefunden, aber aufgrund von Beweismangel wieder laufengelassen. Hugh
Jackmans Vater Charakter sieht das nicht ein und entführt den Mann kurzerhand
mit dem Ziel, aus ihm den Aufenthaltsort seiner Tochter heraus zu foltern.
Die
Hauptstärke des Films ist seine Spannung. Die Jagd nach dem wahren Entführer
ist bedrückend und intensiv in Szene gesetzt, was einen an mancher Stelle
darüber hinwegsehen lässt, dass es sich der Film zeitweise zu einfach macht und
neue Informationen abrupt in die Geschichte zwängt. Allerdings wird die
Auflösung zum Ende hin für den Zuschauer zu offensichtlich und es wird
anstrengend den Figuren dabei zuzusehen wie sie langsam auf die Ideen kommen,
die man eine halbe Stunde vor ihnen hatte.
Der
Großteil des Filmes versucht einen möglichst realistischen Ton zu treffen und
die Kindesentführung so authentisch wie möglich zu gestalten. Das gelingt aber
nur teilweise. Zwar ist die anfängliche Verzweiflung der Eltern noch
bedrückend, aber sehr bald rückt von ihnen nur noch Hugh Jackman in den
Vordergrund. Die gesamte zweite Familie kommt kaum noch vor und auch seine Frau
und sein Sohn verschwinden über weite Strecken komplett.
Leider
bringt Jackmans Charakter keine großen Erkenntnisse in die Geschichte ein,
außer, dass Menschen in extremen Situationen zu extremen Maßnahmen greifen.
Aber selbst das kommt zu kurz. Der Film will zwar schocken, aber Jackman geht nie
wirklich weit genug um das auch zu erreichen.
Und
dann kommt das Ende. Es lässt den Film zwar nicht einstürzen, erschüttert ihn
aber mit einem mittelstarken Erdbeben. Ton und ganz besonders das bisschen
Thematik, das der Film bis dahin hatte, fallen hier leider in sich zusammen.
Schauspielerisch
ist der Film eine Plattform für Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal, von denen
letzterer seinen Job besser macht. Er hat zwar nicht so viele große Szenen wie
Jackman, aber er bringt seine Cop Rolle als einen distanzierten,
professionellen Eigenbrötler charismatisch rüber. Jackman macht seinen Job auch
zumeist gut, nur in den Momenten, in denen er bedrohlich wirken soll, verlässt
er sich zu sehr darauf zu schreien. Etwas mehr Zurückhaltung hätte ihm gut
getan.
Insgesamt
wirkt Prisoners wie ein heutiger
überdurchschnittlicher Tatort. Er
ist sehr spannend, aber er zwingt den Zuschauer trotz seiner Thematik nie aus
seiner Komfort-Zone heraus und hat inhaltlich nicht besonders viel zu bieten. Ich
würde ihn trotzdem empfehlen, aber man muss ihn nicht im Kino sehen, sondern
kann ruhig warten bis er auf ProSieben im Nachtprogramm läuft.
H.
H.
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