So hätte "Man of Steel" sein sollen.
von Henni
Captain
America ist ein schwierig zu vermarktender Charakter. Er trägt die Flagge eines
Landes als Kostüm, das vom Rest der Welt nicht immer gerne gesehen wird.
Außerdem ist er zu sauber für das heutige zynische Publikum. Insofern war Captain America: The First Avenger ein
kleines Wunder. Anstatt den einfachen Weg zu gehen und Captain America
marketingoptimiert anzupassen, blieb Marvel der Figur treu und machte nebenbei
noch den besten Solofilm ihrer Phase Eins.
Doch
wie macht man mit der Figur weiter nachdem sie aus dem zweiten Weltkrieg in
unsere Zeit versetzt wurde? Indem man ihn sich genau mit der rücksichtslosen
Politik Amerikas auseinandersetzen lässt, die seinen Namen so schwer vermarktbar
macht. Dafür rückt The Winter Soldier aus
dem pulpigen 50er Jahre Abenteuer Genre des ersten Teils in das
Spionagethriller Genre der 70er Jahre.
Denn
dieses Mal kommt der Feind aus den eigenen Reihen. Cap (Chris Evans) ist mittlerweile
S.H.I.E.L.D. beigetreten und hadert bereits mit seiner Arbeit für die
Organisation. Da erfährt er, dass seine Bosse planen Präventivschläge im großen
Stil durchzuführen. Als wenn das noch nicht genug wäre, scheint aber noch mehr
vorzugehen und auf einmal ist Captain der meistgesuchteste Mann des Landes, dem
nur Black Widow (Scarlett Johansson) und Neuzugang Falcon (Anthony Mackie) zur
Seite stehen. Und dann taucht auch noch der Winter Soldier auf….
The Winter
Soldier
klingt zwar sehr vollgestopft, verliert aber nie den Überblick über seine
einzelnen Teile. Keine der Figuren kommt zu kurz und selbst die kleinste
Nebenfigur hat ihren großen Moment. Die Geschichte entpuppt sich als
überraschend effektiver Kommentar auf diverse US Politiken. Sowohl NSA, als
auch Drohnenangriffe und Wistle Blower werden thematisiert. Dabei bezieht
Captain America eindeutig Stellung gegen die ersteren beiden.
Der
Film ist auch das Actionfilm Debüt der Brüder Anthony und Joe Russo, die vor
allem für ihre Komödien und ihre Arbeit an der Serie Community bekannt sind. Was auf den ersten Blick wie eine seltsame
Wahl klingt, entpuppt sich auf den zweiten als Geniestreich. Denn die Russos
haben es schon bei Community
geschafft mit einem TV Budget in einer Sitcom beeindruckende Actionsequenzen zu
schaffen (u.a. sind sie verantwortlich für zwei der berühmten Paintball Folgen
der Serie). Mit einem Blockbuster Budget schaffen sie hier unglaubliches.
Der
Captain und seine Mitstreiter sind agil wie kaum zuvor und teilweise wirkt der
Film schon fast wie ein Martial Arts Streifen. Die Kämpfe sind kreativ,
intensiv und machen fantastischen Gebrauch von Caps Schild. Nie sah Captain
America besser aus. Die Russos schaffen es aber auch den Film spannender als
die meisten Marvel Filme zu machen, denn ihre Helden sind hier auch verletzlich
wie selten bei Marvel zuvor und man hat wirklich das Gefühl, dass etwas auf dem
Spiel steht.
Der
Cast ist durchgehend perfekt. Chris Evans spielt einen sympathischen
Pfadfinder, der sich für seine Ideale einsetzt nachdem er der Gegenseite
zugehört hat und sie ihn nicht überzeugen konnte. Er ist die Art von Held, die
wir leider viel zu wenig sehen in einer Welt in der scheinbar jeder Superheld
Batman sein muss.
Scarlett
Johansson und Samuel L. Jackson als Nick Fury zeigen hier, dass sie eigentlich ihren
jeweils eigenen Film verdient hätten. Vielleicht bekommen wir die ja sogar
bald. Anthony Mackie schafft es sich als Neuzugang neben all diesen Namen zu
beweisen und wirkt wie ein geborener Action Star.
Captain America:
The Winter Soldier
macht seine Reihe zum besten Marvel Solo Franchise. Ist er besser als Avengers? Kann ich nicht genau sagen,
aber die Tatsache, dass das überhaupt zur Debatte steht ist schon
bermerkenswert. Für sich alleine stehend ist The Winter Soldier ein fantastischer Superheldenfilm mit einer
erfrischend heldenhaften Hauptfigur, einem tollen Ensemble Cast, überraschend viel
politischer Thematik, einer packenden Geschichte und toller Action. Was will
man mehr?
PS:
Nur der eingedeutschte Titel The Return oft
he First Avenger nervt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen