von Henni
Irgendwie habe ich im Moment das Gefühl, dass die Trailer vorm Film jedesmal wenn ich ins Kino gehe schlimmer werden. Gestern war ich mit Chris in 22 Jump Street (Spoileralarm: er ist fantastisch) und nach einigen Trailerkatastrophen wie Saphirblau, Doktorspiele und Who Am I? kam dann auf einmal DAS hier.
Und wir waren erstmal baff.
Eine romantische Komödie, dessen Gimmick es zu sein scheint, dass der Protagonist schwul ist? Und der einfach noch nicht die richtige gefunden hat und dann von ihr "geheilt" wird? Im Jahr 2014? Was zum Fuck?
Zumindest vermittelt das der Trailer.
Nur um das klarzustellen: es wäre völlig okay die Geschichte eines Homosexuellen zu erzählen, der auf einmal doch Gefühle für jemanden vom anderen Geschlecht entwickelt und dadurch verwirrt ist, um dann festzustellen dass er bisexuell ist. Das ist sogar ein interessantes Thema. Nur erfordert das sehr viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl und man muss sich als Autor bewusst sein auf welchem Minenfeld man sich gerade bewegt.
In der Hoffnung, dass das hier der Fall war, habe ich dann etwas Recherche betrieben. Der Regisseur des Films ist Marco Kreupaintner. Ich kenne keinen seiner Filme, aber einige von ihnen sind recht prestigeträchtig (u.a. Krabat und Die Wolke). Vor allem ist er aber selber schwul und war auch für das Coming Out Drama Sommersturm verantwortlich.
Ansonsten habe ich aber keine offiziellen Informationen gefunden, außer der nicht sehr beruhigenden Inhaltsangabe, die quasi den Trailer nacherzählt. Allerdings bin ich bei Youtube unter dem Trailer über einen Kommentator gestoßen, der behauptet Marco Kreuzpaintner zu sein und das hier von sich gibt:
"Der Film behandelt jedes Schubladendenken und stellt es ironisch auf den Kopf. Da darf mag auch als Schwuler mal Grösse zeigen, wenn sich (wie zwei meiner Freunde) plötzlich ein schwuler Mann in eine Frau verliebt. Geht ja genau darum, dass man sich gar nicht auf IRGENDETWAS festlegen lassen muss."Wobei natürlich völlig unklar ist, ob der Kommentar wirklich von ihm ist.
Welche Erklärungen lässt uns all das also? 1. Der Film ist trotz einem schwulen Regiesseur homophob. 2. Marco Kreuzpaintner wagt sich hier an ein heikles Thema heran und hat sich verkalkuliert. Der Film ist nicht absichtlich homophob, kommt aber so rüber. 3. Das PR Team hat einen beschissenen Trailer geschnitten und der Film ist nicht so homophob wie er aussieht.
Ich hoffe wirklich, dass es die letzte Erklärung ist. Allerdings wäre ich auch (leider) nicht überrascht, dass es 2014 einen deutschen Film gäbe, in dem ein Homosexueller nur die richtige Frau treffen muss um "geheilt" zu werden. So schlimm steht es um unsere Filmindustrie.
PS: Der Titel mach keinen Sinn. Coming Out bedeutet u.a. sich aus gesellschaftlicher Unterdrückung zu befreien und zu seiner sexuellen Identität zu stehen. Das mit Coming In umzukehren würde bedeuten die eigene sexuelle Identität weiter zu unterdrücken.
Es heißt Regisseur, Henni!!!
AntwortenLöschenFixed! Verdammte Tippfehler!
LöschenEventuell könnte man mit Judith Butler sagen, dass ein "Coming Out" immer auch ein "Coming In" ist, da man sich wieder in eine Kategorie einordnen muss, welche wieder mit einem umfassenden Normensystem verbunden ist. Am Ende kann nichts der Sexualität entrinnen, die Tatsache schwul zu sein definiert das gesamte Auftreten. Unterdrückend ist nicht nur die Heteronormativität, sondern auch das Kategorisieren generell. Das heißt, warum muss ich mich denn als schwul outen, nur weil ich eine Beziehung zu einem Mann haben will? Und wenn ich dann wieder etwas für eine Frau empfinde bin ich nicht mehr schwul? Oder war es gar noch nie? Irgendwie bin ich mir aber nicht sicher, ob der Film soweit geht....
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