Was für ein
Jahr.
von Henni
Ein
weiteres Filmjahr ist vorüber. Und was für eins! 2014 war ein unglaublich gutes
Jahr für Filme und Filmfans. Deshalb fiel es mir wirklich sehr schwer mich für
nur 10 Filme zu entscheiden. Ich hatte sogar kurz überlegt eine Top 15 oder
eine Top 20 zu machen, aber das war mir dann doch zuviel Schreibarbeit. Die 10
Filme, für die ich mich dann entschieden habe, sind meiner Meinung nach alles
Meisterwerke und/oder perfekte Filme. Um mich nochmal zu wiederholen: Es ist
der Wahnsinn, dass sie alle dieses Jahr rausgekommen sind. Jeder einzelne ist
sehenswert und falls ihr sie noch nicht gesehen habt, solltet ihr ihnen auf
jeden Fall eine Chance geben.
Bevor
es losgeht noch zwei kleine Anmerkungen:
Erstens:
Wie immer gilt, dass ich natürlich nicht alle neuen Filme dieses Jahres gucken
konnte. Ich habe zwar ca. 50 Neuerscheinungen gesehen, aber das ist immer noch
nur ein Bruchteil der Filme, die dieses Jahr rausgekommen sind. Falls also
einer eurer Favoriten fehlt, kann das durchaus sein, dass ich ihn (noch?) nicht
gesehen habe. Oder daran, dass wir einfach unterschiedliche Meinungen haben.
Zweitens:
Über manche dieser Filme werdet ihr euch vielleicht wundern, weil sie
tatsächlich schon letztes Jahr in Deutschland herausgekommen sind. Sie sind
trotzdem hier, weil ich zu Beginn des Jahres in England gelebt habe und die
Filme dort etwas später in die Kinos kamen. Das hier ist also keine Top 10 von
Filmen, die dieses Jahr in Deutschland rausgekommen sind, sondern eine Top 10 von Filmen, die dieses
Jahr irgendwo rausgekommen sind, wo ich gerade zufällig war. Ich dachte das
kann ich mir erlauben, weil es meine Liste ist. Außerdem sind einige dieser
Filme so fantastisch, dass ich sie nicht unterschlagen wollte.
10. Inside Llewyn Davis/Saving Mr. Banks
Fangen
wir gleich mit etwas Schummelei und einer Doppelplatzierung an. Ich konnte
keinen dieser beiden Filme außen vorlassen und sie passen auch inhaltlich
eigentlich gut zueinander, weil sich beide um das gleiche Thema drehen: Kunst.
Aber während Saving Mr. Banks den
Fokus darauf legt, was für eine persönliche Angelegenheit Kunst für den
Künstler ist, beschäftigt sich Inside
Llewyn Davies mit der bitteren Notwendigkeit, die eigenen Grenzen als
Künstler anzuerkennen und wenn nötig einen Schlussstrich zu ziehen. Beides hat
mich, als Typ der mit seinen Freunden ein paar Mal im Jahr Youtube Videos
macht, zutiefst persönlich angesprochen.
9. Am Sonntag
bist du tot
Am Sonntag bist
du tot
ist der beste Film, den ich je über Glauben gesehen habe. Und zwar nicht nur
den Glauben an einen Gott (obwohl es um den schwierigen Alltag eines
katholischen Priesters geht), sondern den Glauben an das Gute im Menschen und
daran etwas zum Positiven verändern zu können. Denn Am Sonntag bist du tot ist schonungslos ehrlich und gibt keine
einfachen Antworten. Am Ende wird die Hauptfigur nicht für ihren Glauben
belohnt, sondern es bleibt ungewiss, ob der fast namenlose Priester überhaupt
etwas bewegt hat. Es bleibt nicht mehr als die Hoffnung, aber Am Sonntag bist du tot zeigt was für
eine Riesenleistung dieses Hoffen entgegen aller Wahrscheinlichkeit bereits
ist.
8. Guardians of
the Galaxy
Das
war ja eine wirklich düstere Liste bis jetzt. Zeit für etwas Spaß.
Entschuldigung, ich meine unglaublich viel Spaß! So viel Spaß, wie ihr lange
nicht mehr hattet!!! Guardians of the
Galaxy ist das Star Wars für
eine neue Generation. Ein fantastisches Abenteuer mit einem der besten
Schauspieler Ensembles des Jahres, einer fantastischen Gruppe von Schurken als
Hauptfiguren, perfekt ausbalancierter Komik, echten Emotionen, einem
fantastischen Soundtrack, den besten CGI Kreaturen seit Gollum, Epik und Spaß,
Spaß, Spaß und nochmal Spaß verdammt!
7. Kill your
Darlings
Kill your
Darlings
ist ein echter Geheimtipp. Zu gleichen Teilen Drama, Liebesgeschichte und
Tatsachenbericht über den Ursprung der Beat Generation schafft es dieser Film
seine realen Vorbilder mit skeptischer Distanz zu betrachten und trotzdem durch
und durch cool zu sein. Es hilft auch, dass Daniel Radcliffe hier die bis jetzt
beste Performance seiner Karriere gibt. Außerdem gibt es eine Szene, in der er
nackt an seinem Schreibtisch masturbiert. Was will man mehr?
6. Grand
Budapest Hotel
Wes
Andersons neuestes Meisterwerk wirkt in gleichen Maßen vertraut und aufregend
neu. Grand Budapest Hotel ist sein
erster Krimi-Abenteuer-Agentenfilm und zugleich ein Manifesto für Andersons
üblichen Märchenbuchstil. Er erzählt Geschichten um ein Licht in die Dunkelheit
zu bringen und die Kräfte des Bösen wohlverdient aus dem Rampenlicht zu stoßen.
Denn wir hören viel lieber von Helden als von Schurken.
5. The Raid 2:
Berandal
The Raid 2 ist der
Actionfilm, an dem sich alle kommenden Actionfilme messen werden müssen. Jede
einzelne Kampfszene ist ein kleines Meisterwerk aus Choreographie und Filmkunst
und eine kleine Geschichte in sich. In diesem Film stecken mehr Ideen in einer
einzigen Einstellung als in ganzen anderen Actionfilm-Reihen. Verpackt ist das
Ganze als großes, stilvolles Gangsterepos. Somit ist The Raid 2 die seltene Fortsetzung, die ihren großartigen Vorgänger
in jeder Hinsicht überbietet.
4. The Lego
Movie
Was
kann man über diesen Film noch sagen? So ziemlich jeder Kritiker hat schon auf
die Ironie hingewiesen, dass sich hinter einem großen Werbefilm für ein
Plastikspielzeug einer der intelligentesten Filme des Jahres versteckt. Ein
Film, der einen außergewöhnlich vielschichtigen Blick auf Kreativität, Kultur
und Religion wirft. Oh, und Batman wird parodiert. Was bleibt einem da übrig,
als wie jeder Kritiker in das Titellied des Films mit einzustimmen? Everythings
is awesom!
3. Short Term 12
Short Term 12 ist eine kleine
Perle, die in Deutschland nur auf DVD herausgekommen ist. Brie Larsen gibt eine
des besten und vielschichtigsten Performances des Jahres als Grace, die
Leiterin einer Auffangstation für „schwierige“ Kinder: Short Term 12. Der Film
lässt Pädagogik wie das coolste und wichtigste der Welt erscheinen. Zu Recht,
denn genau das ist es auch. Außerdem fängt Short
Term 12 wie kaum ein anderer Film ein wie schwierig etwas so grundlegendes
wie Kommunikation sein kann.
2. Wie der Wind
sich hebt
Kein
anderer Film hat mich dieses Jahr so fertig gemacht wie Wie der Wind sich hebt. Erzählt wird die Geschichte von Jiro
Horikoshi, einem Flugzeugkonstrukteur im Japan der 30er und 40er Jahre. Er
versucht ein gutes Leben zu führen und seinem Traumberuf nachzugehen… und
bringt dadurch tausenden den Tod. Wie
der Wind sich hebt stellt die Frage wie viel Verantwortung wir als
Einzelner in einer Gesellschaft haben und kommt zu der furchtbaren Erkenntnis,
dass wir wenn wir nicht aufpassen selbst mit den besten Intentionen
unglaubliches Leid sähen können. Hurra….
1. Wolf of Wall
Street/12 Years a Slave/Boyhood
Und
ein weiteres Mal muss ich mogeln, aber ich konnte mich zwischen diesen drei
Filmen einfach nicht entscheiden. Jeder ist auf seine Art ganz besonders. Wolf of Wall Street ist eine
unglaublich pointierte Satire, die genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.
Gleichzeitig einer der witzigsten und erschreckendsten Filme des Jahres. 12 Years a Slave übertrifft Django Unchained darin eine
nicht-verarbeitet historische Ungerechtigkeit als das Verbrechen zu
rekontextualisieren, das es war. Boyhood
ist schließlich ein Film wie kein anderer. Ein cineastisches Experiment, das
sich unglaublich ausgezahlt hat und das Erwachsenwerden nicht nur einer,
sondern meiner Generation so authentisch darstellt wie kein Film davor.
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