Montag, 25. Januar 2016

Hennis Top 10 Lieblingsfilme 2015

Besser spät als nie.

von Henni


Tschuldigung wegen der Verspätung.

Wegen der RIESIGEN Verspätung.

2015 war ein sehr anstrengendes Jahr für mich und ich bin einfach noch nicht dazu gekommen meine jährliche Liste zusammenzustellen. Was auch daran lag, dass ich mich lange nicht für 10 ganze Filme entscheiden konnte. Es gab zwar viele Filme, die mir sehr, sehr gut gefallen haben (z.B. Mission Impossible: Rogue Nation, Der Marsianer, Steve Jobs, White God), aber bei denen es sich einfach nicht richtig angefühlt hat, sie auf diese Liste zu setzen.

Das soll auf keinen Fall heißen, dass dieses Jahr schlecht für Filme war. Denn das genaue Gegenteil ist der Fall. Von den ca. 45 Filmen die ich dieses Jahr gesehen habe, waren höchstens 5-6 nicht besonders gut. Das ist einer der Gründe warum ich mir dieses Jahr eine Top 10 der schlechtesten Filme spare. Ich komme einfach nicht auf genug Filme, die ich nicht mochte. Außerdem habe ich nicht wirklich viel mehr über diese Filme zu sagen. Über Birdman und Victoria habe ich mich schon zur Genüge ausgelassen. Außerdem hab ich das Gefühl, dass dieser Blog in letzter Zeit zu negativ war und nicht genug Filme einfach nur gefeiert hat.

Der Vollständigkeit halber, kann ich vielleicht noch erwähnen, dass die große Enttäuschung des Jahres für mich der neue Star Wars war. Denn wenn ich Episode IV sehen möchte, gucke ich Episode IV. Ich brauche nicht J.J. Abrams wiederaufgewärmte Fanfiction Version eines Filmklassikers. Aber der wirklich schlechteste Film des Jahres war für mich Hunger Games: Mockingjay Part 2: The Big Letdown Part 1. Ein absolut unwürdiges Finale einer bis dahin fantastischen Reihe, das von zu großer Buchnähe und enormen Pacing Problemen geplagt wird.

Okay, das war schon wieder viel zu negativ für meinen Geschmack. Lasst uns stattdessen 10 fantastische Filme feiern!

10. Wet Hot American Summer: First Day of Camp

 
Ich meine, lasst uns 9 fantastische Filme und eine fantastische Miniserie feiern!
…Ja, wie gesagt, ich hatte Probleme auf 10 Filme zu kommen. Und First Day of Camp zählt doch bestimmt als Film. Es ist das Prequel zu einem Kultfilm, ist mit Filmstars wie Bradley Cooper und Chris Pine besetzt und wurde von David Wain geschaffen, einem der besten heutigen Kino-Regisseure für abstruse Komik.

Außerdem ist First Day of Camp einfach fantastisch. Die Netflix-exklusive Miniserie nimmt alles was den Original Wet Hot American Summer großartig gemacht hat und dreht es noch weiter auf. Also wird aus der 80er Teeniekomödien Parodie hier eine 80er Jahre Verschwörungsthriller; komplett mit Profikillern, radioaktivem Müll und Ronald Reagan als Oberbösewicht. Außerdem geht es noch um Chris Pine als einen verschollenen Rockstar, sprechende Dosen, junge Liebe und darum so viele großartige Gaststars wie möglich unterzubringen. Die ergänzen wunderbar den komplett zurückgekehrten Original Cast. Wirklich jede Performance landet gezielt und sorgt für Lacher. Dazu sieht das Ganze auch noch besser aus, als so mancher Film dieses Jahres.

Wet Hot American Summer: First Day of Camp gehört zu dem Witzigsten und Besten, was ich dieses Jahr gesehen habe. Eine wunderbar abgedrehte Komödie für Fans surrealen Humors und vielleicht das einzige Prequel zu einem Kultfilm, was je funktioniert hat.

9. Ex Machina


Die besten Filme, oder besser gesagt, die beste Kunst reißt uns aus unserer moralischen Komfortzone und konfrontiert uns mit Dingen, die wir uns selber nicht eingestehen wollen. Ohne zuviel zu spoilern, kann ich sagen, dass das Ende von Ex Machina für mich ein emotionaler Schlag in die Magengrube war, der mir einige furchtbare Einstellungen gezeigt hat, die ich immer noch mit mir herumtrage, obwohl ich bereits dachte sie überwunden zu haben. Dank Ex Machina kann ich jetzt daran arbeiten.

Aber auch ohne diesen besonderen, persönlichen Aspekt ist Ex Machina ein fantastischer Science Fiction Film mit einer hervorragend durchdachten Geschichte über die Konstruktion von Geschlechtsidentitäten, einer herausragend widerlichen Performance von Oscar Isaac und einer wunderschön kühlen und präzisen Cinematographie.

8. Selma


Selma hätte nicht passender zum aktuellen Zeitgeschehen herauskommen können. In Zeiten, in denen weiße Konservative versuchen Martin Luther King für sich zu beanspruchen, erinnert uns Selma wofür King wirklich stand. Der Film bricht das weichgespülte Bild Kings auf und zeigt ihn als kalkulierten Strategen, der mit seiner radikalen Botschaft, dass Afroamerikaner auch Menschen sind, gegen schier unüberwindbare Widerstände anläuft.

Der Film begeht dabei nicht den Fehler den heutigen (weißen) Zuschauer zu sehr für seine angebliche Fortschrittlichkeit auf die Schulter zu klopfen. Stattdessen lässt Selma den Schrecken des Amerikas der 60er wie in einem Horrorfilm wieder aufleben. Und lässt uns mit dem Gefühl zurück, dass sich nicht ansatzweise soviel geändert hat, wie es nötig wäre.

7. Kingsman


Es gab dieses Jahr ganze sechs James Bond Filme. Wie? Ihr habt nur von Spectre gehört? Was ist denn mit Mission Impossible: Rogue Nation, The Man from U.N.C.L.E., Fast and Furious 7, Spy und natürlich Kingsman? All diese Filme checken die typischen Bonds Storybeats ab (exotische Locations, heiße Frauen, cartoonige Superschurken mit Welteroberungs-/-vernichtungsplänen etc.) und sie waren außerdem noch alle besser als Spectre.

Kingsman sticht aus diesem beeindruckenden Feld durch intelligente Genre Dekonstruktion und absolute Unverfrorenheit heraus. James Bond wurde sicher schon oft und gut persifliert. Aber noch nie war eine Bond Satire so bitterböse und hat die Grenzen des guten Geschmacks so weit übertreten. Kingsman gibt dem Bond Fan die bekannten Storyelemente, die er möchte, und zeigt ihm im gleichen Moment wie krank sie tatsächlich sind. Der Film geht dabei bis an die Schmerzgrenze und weit darüber hinaus. Großartig.

6. They came together


Und das zweite Mal David Wain auf dieser Liste. Der Mann hatte einfach ein gutes Jahr. They came togehter ist die perfekte Parodie einer typischen romantischen Komödie. Kein Rom-Com Klischee bleibt verschont, vom überzogenen Last-Minute Liebesbeweis bis zu den viel zu zahlreichen Nebenfiguren mit eigenen Subplots. Dass der Film dabei nicht zur simplen Klischee-Parodie-Checkliste verkommt, liegt an zwei Dingen.

Erstens reichert Wain das Ganze mit wunderbar surrealistischen Exkursen an, die den Zuschauer plötzlich aus dem Nichts überraschen. Und zweitens hat Wain mit seinen Hauptdarstellern Amy Pohler und Paul Rudd ein Leinwandpaar gefunden, das inmitten von Satire und Surrealismus noch genug Menschlichkeit finden kann um die Zuschauer selbst dann bei ihrer Liebesgeschichte mitfierbern zu lassen, wenn es sich um eine bitterböse Parodie handelt. Ach ja, und der Film ist sehr lustig.

5. Inherent Vice


Was kriegt man wenn man Thomas Pynchon und Paul Thomas Anderson miteinander mischt? Eine fantastische Mischung aus Noir und Stonerfilm. Joaquin Phoenix spielt Doc, den zugekifftesten Detektiv der Filmgeschichte, der einen Fall lösen soll, bei dem Nazis, verschwundenen Millionäre, Zahnärzte und ein geheimnisvolles Schiff irgendwie irgendeine Rolle spielen. So ganz hat da niemand den Durchblick. Weder die Charaktere, noch die Zuschauer.

Was folgt ist zu gleichen Teilen eine Parodie auf unverständlich komplexe Noir Klassiker, eine Momentaufnahme des Untergangs der Flower Power Generation, Gesellschaftssatire und purer Dadaismus. Dabei ist Inherent Vice zu jeder Zeit unglaublich energiegeladen und ein fantastischer Trip. Echte Drogen können das kaum toppen.

4. Magic Mike XXL


Es ist faszinierend und zugleich frustrierend was für ein falsches Bild Menschen von den Magic Mike Filmen haben. Verschrien als „Kitsch“ oder „Frauenfilme“ (was ist daran bitte so schlimm?), sind sie in Wahrheit eines der interessantesten Franchises der heutigen Zeit. Ins Leben gerufen von einem der größten Regisseure unserer Zeit: Steven Soderbergh. Für Teil Zwei hat der Altmeister den Regiestuhl nun an seinen langjährigen Kreativpartner Gregory Jacobs abgegeben, der seinen Mentor hier noch übertrifft.

War Teil Eins noch eine nüchterne Betrachtung der Strippindustrie und eine Allegorie für die Wirtschaftskrise und dementsprechend bedrückend, ist Magic Mike XXL eine feuchtfröhliche Party und eine Zelebrierung von Sex, weiblicher Sexualität und Männlichkeit. Keine Angst, auch wenn das so klingt, ist der Film kein stumpfer Porno, sondern eine intelligente Meditation über die Rolle des modernen Mannes. Und der redet laut Magic Mike XXL über seine Gefühle, achtet weibliche Sexualität und verzichtet auf dummes Machogehabe. Es ist gar nicht in Worte zu fassen wie selten und erfrischend so ein Verständnis von Männlichkeit in Filmen ist. Dafür kann man den Film nicht genug loben. Magic Mike XXL ist eine Anleitung für den modernen Mann.

3. Alles steht Kopf


Pixar ist zurück! Nach mehreren Jahren voller enttäuschender Sequels und Filmen, die gerade gut genug sind, hat Pixar uns endlich wieder alle daran erinnert, warum wir uns ursprünglich in sie verliebt hatten. Alles steht Kopf hat alles was einen Pixar Klassiker ausmacht: Fantastische Designs, großartig geschriebene Charaktere und komplexe Themen kindgerecht aufgearbeitet.

Wobei sie diese Mischung endgültig perfektioniert zu haben scheinen. Alles steht Kopf ist ohne Zweifel einer der besten Pixar Filme aller Zeiten und fraglos ein neuer Kinderfilmklassiker. Und ich beneide jedes Kind, das dieses Jahr von der vordergründigen Abenteuergeschichte des Films mitgerissen wurde. Nur um in ein paar Jahren zu entdecken, dass sein Kindheitslieblingsfilm unter der Oberfläche eine der tiefgehendsten Examinierungen von Identität, Emotionen und Erwachsenwerden versteckt hielt. Und ihnen die Werkzeuge in die Hand gedrückt hat, sich wirklich mit ihrem emotionalen Innenleben zu beschäftigen.

2. We are the Best!


Ich habe mich noch nie mit einer fiktiven Figur so sehr identifizieren können, wie mit der Protagonistin dieses Films. Was eine ziemliche Leistung ist, denn es geht um drei dreizehnjährige Mädchen, die im Stockholm der 80er Jahre eine Punkband gründen wollen, obwohl sie keine Instrumente spielen können. Diese Prämisse ist eigentlich so weit von meiner Lebenssituation entfernt, wie es nur geht.  Und doch hat mich We are the Best mitgerissen und persönlich angesprochen, wie kaum ein anderer Film dieses Jahres.

Zum Teil liegt das einfach daran, dass Regisseur Lukas Moodyson ein Meister der Empathie ist. Der fertige Film strotzt nur so vor Menschlichkeit und Liebe für seine Figuren. Wenn der Abspann rollt, hat man das Gefühl sich von richtigen Menschen statt nur von Charakteren zu verabschieden. Allein das würde schon reichen um den Film einen Platz in den Top 5 dieser Liste zu sichern. Aber We are the Best hat es darüber hinaus noch geschafft Gefühle so klar zu artikulieren, die ich seit Jahren mit mir herumgeschleppt hab, dass mir tatsächlich die Tränen kamen. Filme können etwas ganz persönliches für uns sein. We are the Best wird mich für immer begleiten.


1. Mad Max: Fury Road


Was kann man zu Fury Road noch sagen, was nicht schon gesagt wurde? Das einzige Adjektiv was ihm gerecht wird, ist „perfekt“. Fury Road setzt einfach jeden einzelnen Aspekt des Filmemachens perfekt um.

Visuelles Storytelling? Ich kann mich an kaum einen anderen Film der letzten Jahre mit einer so klar artikulierten Bildsprache erinnern. Ganze Gesellschaften werden nur durch visuelle Details erklärt. Regie? George Miller bringt mit seinen 70 Jahren mehr Energie mit, als irgendein anderer lebender Filmemacher. Er bringt uns sowohl einen der bestaussehendsten, als auch einen der bestgespielten Filme des Jahres. Wo wir gerade beim Thema sind: der Cast. Tom Hardy lässt einen direkt vergessen, dass es mal einen anderen Mad Max gab. Charlize Theron schafft mit Furiosa eine direkt ikonische Actionheldin. Nicholas Houldt zeigt, dass er auch als Charakterdarsteller punkten kann. Und Hugh Keays-Byrne kämpft sich in nur wenigen Szenen in den Kanon der großen Filmschurken. Das Skript? Perfekt. Das Editing? Perfekt. Perfekt. Perfekt. Es gibt wirklich kein anderes Wort für Fury Road.
 
 

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