von
Henni
2016. Was kann man über dieses Jahr noch
sagen?
Gott sei Dank ist es vorbei.
Es schien als würden nur Katastrophen
auf Katastrophen folgen. Vieles davon lässt die Zukunft ungewiss und
beängstigend erscheinen. Egal ob Trumps Wahlsieg, der Brexit oder Johnny Depps
Rolle in Fantastische Tierwesen und wo
sie zu finden sind, all dies sind Entwicklungen unter denen Millionen
Menschen noch jahrelang zu leiden haben werden.
Gerade in so ungewissen Zeiten spielt
Kunst eine besondere Rolle, weil sie uns einerseits Eskapismus bieten und
andererseits eine Hilfe dabei sein kann die beunruhigenden Entwicklungen um uns
herum zu verstehen. Und auch wenn man viel Negatives über dieses Jahr sagen
kann, in einer Hinsicht hat uns 2016 nicht im Stich gelassen: die Filme dieses
Jahr waren fantastisch. 2016 war für Filme so gut, dass ich mich dieses Jahr nicht
einfach mit einer Top 10 zufrieden geben konnte, sondern es glatt auf eine Top
15 gebracht habe.
Vielleicht noch eine kleine Bemerkung:
Ob geplant oder durch Zufall spiegeln eine ganze Reihe dieser Filme politische
Entwicklungen dieses Jahres wieder. Ich habe ernsthaft überlegt nicht bei jedem
dieser Filme darauf einzugehen, damit diese Liste sich nicht zu repetitiv liest.
Aber was einige dieser Filme wirklich so gut macht ist, dass sie es schaffen (ob
intendiert oder nicht) etwas Authentisches und Wichtiges einzufangen. Das
sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Viel mehr will ich auch gar nicht mehr
um den heißen Brei herumreden. Lasst uns versuchen das, was es dieses Jahr an
positivem gab, zu feiern.
15.
High-Rise
High-Rise
ist ein sehr spezifischer Film über ein sehr spezifisches Thema, das ungeahnt
vorausschauend für dieses Jahr werden sollte. Ben Wheatleys Verfilmung des 80er
Kultromans über die Folgen von hemmunlosen und ungebremsten Thatcher Neoliberalismus
zeigt wie kein anderer Film die menschliche Tendenz, sich selbst an die
furchtbarsten Umstände anzupassen. Aber der Film sieht dies nicht als
bewundernswert, sondern als unseren Untergang. So beobacht Wheatley den
Untergang der Gesellschaft und wie Menschen selbst Kannibalismus und
Stammeskriege normalisieren. Am Ende scheint niemand mehr wirklich zu wissen,
wann unser Untergang genau begonnen hat. Eine Kritik von 80er Jahre
Kapitalismus ist damit unfreiwillig zur perfekten Allegorie für die „Give Trump
a chance“ Beschwichter geworden, die die Grenze des gesellschaftlich
Akzeptablem immer weiter nach rechts verschieben.
Ben Wheatley hat mal wieder einen Film
geschaffen, wie ihn niemand sonst schaffen könnte. Wir sollten dankbar sein ihn
zu haben.
14. Arrival
Und noch ein Film, der ungeplant
hochaktuell wurde. Bis jetzt war ich noch nicht auf den Denis Villenueve Zug
aufgesprungen, aber Arrival hat das
geändert. Seine Sci-Fi Meditation über die Macht von Multikulturalismus und
Kommunikation ist sein bis jetzt bester englischsprachiger Film und spricht so
viele wichtige Themen an, dass es fast schon wie eine Parodie wirkt. Die
Notwendigkeit von multikultureller Zusammenarbeit für das Überleben der
Menschheit? Check. Die lebenswichtige Rolle von Wissenschaft? Check. Die
Gefahr, die von der Radikalisierung junger weißer Männer über das Internet
ausgeht? Check.
Nur schade, dass der langsame, ruhige
Ton wahrscheinlich den Leuten den Zugang zum Film erschweren wird, die eine
Auseinandersetzung mit seinen Themen am nötigsten haben. Dennoch ist Arrival ein Film, der auf mehr als eine
Art sehr intelligent ist.
13.
War on Everyone
Hey, endlich mal ein unpolitischer Film,
der sich nicht auf den Rechtsruck in westlichen Gesellschaften beziehen lässt. Stattdessen
ist War on Everyone eine
rabenschwarze Komödie über amerikanische Polizeigewalt…
Okay, War on Everyone ist doch relativ politisch. Aber deutlich spaßiger
und zugänglicher als die bisherigen Einträge auf dieser Liste. Martin McDonaghs
dritter Film startet als amoralische, hochehrliche Persiflage auf Buddy Cop
Filme, die amerikanische Polizisten (und ihre filmische Repräsentation) als
Gefahr für die Öffentlichkeit entlarvt. Allein das hätte schon gereicht, aber
McDonagh schafft es meisterlich seinen ganzen Film umzudrehen und seine
Zuschauer tatsächlich Sympathien für seine beiden widerlichen Protagonisten
entwickeln zu lassen.
Hat der Film letzten Endes eine
kohärente Aussage? Das kann man sicherlich noch für Jahre diskutieren. Aber War on Everyone ist auf jeden Fall ein
fantastischer Genrefilm.
12.
The Witch
2016 war das Jahr, das mich zu einem
Horror-Fan gemacht hat. Bis jetzt kam es selten vor, dass ich mehr als einen
Horrorfilm pro Jahr gesehen habe, weil mich diverse Slasherfilme und siebte
Teile von Franchises nicht interessiert haben. Aber 2016 brachte eine ganze
Welle einzigartiger und innovativer Horrorfilme mit sich. So viele, dass leider
nur ein paar auf diese Liste passen.
Angefangen mit The Witch. Dieses Regiedebüt ist das Ergebnis jahrelanger Recherche
um die Zeit der Puritaner möglichst authentisch wiederzugeben. Aber statt damit
ein steifes Historiendrama abzuliefern, bekommen wir ein nervenzerreißendes
Kammerspiel über eine Puritanerfamilie, die in den Wäldern Neuenglands einer
echten Hexe in die Finger laufen. Mit Ära-authentischem Englisch! Mehr zu
verraten, wäre schon zu viel. Es reicht zu sagen, wer die Geduld für diesen
Slowburner mitbringt, wird mehr als reichlich belohnt werden.
11.
Star Trek Beyond
2016 war ein furchtbares Jahr für
Genrefilme. Kein Blockbuster und kein Franchise hat es dieses Jahr geschafft
einen wirklich guten Film hervorzubringen. Star
Wars war mal wieder eine Enttäuschung, Ghostbuster
war interessant aber durchwachsen und selbst die neuen Marvel-Filme kamen
holprig daher. Die einzige Ausnahme war Star
Trek, denn Beyond ist einer der
besten Filme der Reihe.
Justin Lin, einer der unterschätztesten
Regisseure unserer Zeit, schafft es mit Hilfe von Screenwriter/Scotty Simon
Pegg das Äquivalent einer Original Series Episode mit mehreren Millionen
Dollars auf die Kinoleinwand zu zaubern. Damit liefert er problemlos den ersten
wirklich guten Film des Star Trek
Reboots. Action und Thematik sind dieses Mal tatsächlich ausgewogen. So schafft
es der Film einige der besten Star Trek Action Szenen (inklusive einem
fantastischen finalen Raumkampf) zu bieten, aber trotzdem ein hoffnungsvolles
Manifest für Interkulturalismus zu sein.
10.
Bone Tomahawk
Ein wunderbarer kleiner Filmtrend der
letzten Jahre ist das Comeback des Westerns. Western sind mein absolutes
Lieblingsgenre und so ist es mir eine besondere Freude nicht nur einen, sondern
gleich zwei Western auf dieser Liste zu haben. Zwei sehr besondere Western um
genau zu sein. Der erste davon ist Bone
Tomahawk, ein Horror-Kannibalen Western.
Bone
Tomahawk ist dabei mehr Western als Horror.
Entsprechend nimmt sich der Film auch viel Zeit die Cowboys um Kurt Russel und
Patrick Wilson auf ihrer Mission vorzustellen, Wilsons Frau vor einem
inzestiösen Stamm Indiandermutationen zu retten. Wenn der Film dann endlich im
Horrorgenre ankommt, mögen wir die Charaktere so sehr, dass die extreme Gewalt
uns als Zuschauer wirklich trifft. Bone
Tomahawk ist eine selbstsichere Mischung aus klassischem Western und
erfrischenden neuen Ansätzen.
9. The Nice Guys
Shanes Blacks neuer Film. Was muss man
mehr wissen? Es geht wieder um zwei wandelnde menschliche Gegensätze, die sich
zusammenraufen müssen um zur Weihnachtszeit einen verhängnisvollen Fall zu
lösen. Gewalt und One-liner folgen. Shane Black hat diese Prämisse mittlerweile
drauf wie kein zweiter und schafft es doch sich nicht zu wiederholen. Er hat es
auch drauf einige der besten Filmkinder aller Zeiten zu schreiben. Ryan
Goslings Charakters Tochter stiehlt sogar Gosling und Russel Crowe die Show.
Die beide übrigens auch karrierebeste Leistungen erbringen. Abgerundet wird das
Ganze durch einen ungewohnt bedrohlichen Matt Bomer. Das Ergebnis ist perfekte
Unterhaltung.
The
Nice Guys ist einer der besten Einträge im Shane
Black und Neo-Noir Kanon.
8.
Raum
Raum
ist überraschend schön und lebensbejahend, dafür dass es ein Film über die
Folgen von jahrelanger sexueller Gewalt ist. Brie Larson spielt eine junge
Frau, die als Teenagerin entführt und für zehn Jahre in den titelgebenden Raum
gesperrt wurde. Zu Beginn des Films lebt sie dort mit ihrem Sohn, der keine
andere Realität als diese beklemmenden vier Wände kennt und den sie bestmöglich
versucht vor der ihn umgebenden Wirklichkeit zu schützen.
Was sich nach geschmacklosem Tränen-Porno
anhört, überrascht schnell mit der mutigen Entscheidung den Raum nach nicht mal
einem Drittel des Filmes zu verlassen. Es folgt eine wunderbar hoffungsvolle
Geschichte darüber, wie gut Menschen zu einander sein können. Wie sie durch ihr
Miteinander selbst die schlimmsten Traumata überwinden können. Brie Larson
liefert eine weitere vielschichtige, subtile Performance, die dieses Mal auch
endlich gewertschätzt wurde. Allein dafür ist Raum sehenswert. Aber auch sonst
ist es der seltene nicht manipulative Oscarfilm.
7.
Everybody wants some!!
Richard Linklater lässt es so einfach
aussehen Filme ohne Plot zu drehen, dass es fast schon unfair ist. Everbody wants some!! Ist ein weiteres
kleines Meisterwerk, das sich einfach damit zufrieden gibt eine Gruppe von
Charakteren in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten, ohne sie dafür in ein
dramaturgisches Korsett zu zwängen. Die Charaktere sind in diesem Fall College
Baseball Stipendianten in den 80ern. Das hat leider zu einigen zu
simplifizierten Sexismus Vorwürfen gegen den Film geführt. Was Linklater hier
aber tatsächlich geschaffen hat ist keine stumpfe Glorifizierung von College
Partykultur, sondern eine einfühlsame Untersuchung von Maskulinität. Und die
macht wirklich Spaß.
6.
Swiss Army Man
Nach Jahrhunderten voller Geschichten
ist es schwierig Kunst zu kreieren, die sich wirklich „neu“ anfühlt.
Zwangsläufig betritt man meist bereits weithin Erkundetes. Was nicht schlimm
ist. Qualität entsteht nicht zwangsläufig daraus zu versuchen „neu“ zu sein.
Aber wenn es Kunst schafft gleichzeitig innovativ und gut zu sein, dann ist
dies meist etwas ganz Besonderes. Swiss
Army Man ist etwas ganz besonderes. Das Debüt des Regieduos Daniels
präsentiert uns eine Geschichte, wie es sie so noch nicht gegeben hat. Paul
Dano spielt einen gestrandeten jungen Mann, der nur durch eine an Land gespülte
Leiche vorm Suizid gerettet wird. Die Leiche stellt sich als Daniel Radcliffe
und Rettung in der Not heraus. Denn sie offenbart sich als menschliches
Taschenmesser, das z.B. durch seine Pfürze als Jetski zu benutzen ist und
dessen erigierter Penis als magische Kompassnadel fungiert.
Diese #quirky Prämisse könnte so leicht
ins Lächerliche abdriften. Aber die Daniels schaffen es all diese Magie
zutiefst in Menschlichkeit zu verankern. Die Verzweiflung und Liebe in diesem
Film sind universell und geradezu greifbar. Es schadet natürlich auch nicht,
dass die Daniels zwei der besten Schauspieler dieser Generation zur Verfügung
haben. Und ja, damit ist neben Dano vor allem Radcliffe gemeint. Wer ihm diesen
Status nach diesem Film noch absprechen will, hat keine Ahnung von
Schauspielerei und sollte in der Öffentlichkeit gemieden werden wie ein
Pesterkrankter. In einem Jahr mit vielen starken Debütfilmen (alleine drei auf
dieser Liste) zeigen sich die Daniels locker als die besten Jungregisseure mit
umfassenden Verständnis der Sprache des Kino. Swiss Army Man ist ein einzigartiger, moderner Klassiker.
5.
Popstar – Never stop never stopping
Andy Samberg, Jorma Tacone und Akiva
Schaeffer waren als Comedy-Rapgruppe The
Lonely Island bis jetzt vor allem darin erfolgreich, beliebte Youtube
Videos zu machen. Dabei haben sie noch so viel mehr drauf. Mit Hot Rod und MacGruber haben sie zwei der besten Komödien dieses Jahrhunderts
geschaffen. Die kein Mensch gesehen hat. Mit Popstar haben sie es leider wieder nicht geschafft diesen Fluch zu
brechen. Dabei ist Popstar schon
wieder ein Comedy Meisterwerk. Neu ist allerdings die Sympathie und Humanität,
die diese Filmemacher hier ihren Protagonisten entgegen bringen. Die Fake-Dokumentation
über den Aufstieg und Fall von Popstar „Connor4Real“ entpuppt sich als
überraschend emotional. Das geht leider etwas auf Kosten der anfänglichen
Satire des Musikbusiness. Popstar
hat aber genug Lacher (inklusive des für mich besten Witzes des Jahres),
fantastische Songs und wirkliches Herz, dass man gerne darüber hinweg sieht.
4.
The Big Short
Adam McKay hat sich hiermit neu
erfunden. Seinen Will Ferrell Komödien hat man sicherlich schon sein soziales
Gewissen angemerkt, aber in The Big
Short hat er endlich den Raum seiner Wut und Empörung völlig freien Raum zu
lassen. Ebenso freien Raum lässt er seiner Kreativität. McKay spielt hier mit
der Fourth Wall, Editing und Perspektiven wie kaum jemand vor ihm zu vor.
Literatur, Werbung, Popkultur und Fakten werden von ihm zu einem
beeindruckenden Gesamtbild gerechter Wut gewoben.
The
Big Short ist damit sein bis jetzt bester Film
und einer der besten Börsenfilme aller Zeiten. (The Big Short würde übrigens
ein interessantes Double Feature mit Wolf of Wall Street abgeben.) Der letzte
Monolog des Films wirkt dabei nach diesem Jahr beunruhigend prophetisch. Lasst
uns hoffen, dass sich McKay zumindest da irrt.
3.
Hateful Eight
Und hier ist Western Nummer Zwei. Ein Quentin
Tarantino Western. Wie schon bei Django
Unchained zeigt sich, dass der Western das perfekte Genre für Tarantino
ist. Ebenso wie bei Django Unchained
meditiert Hateful Eight über Amerikas Beziehung mit Rassismus. Anders als bei Django Unchained ist er hier deutlich
weniger optimistisch. Ohne das Ende verraten zu wollen, kann man wohl sicher
sagen, dass der Film knapp ein halbes Jahr zu früh herausgekommen ist.
Tarantino kehrt nicht nur mit seiner
Genrewahl zu Bekanntem zurück. Denn mit seiner Geschichte über acht
eingeschneite Fremde, von denen einer nicht ist, was er vorzugeben scheint,
begibt Tarantino sich wieder auf vertraute Reservoir
Dogs Pfade. Mit Hateful Eight
stellt er sein Erstlingswerk aber locker in den Schatten. Abgesehen davon, dass
sein neuer Film thematisch vielschichtiger ist, beherrscht Tarantino mit 20+
Jahren mehr Erfahrung die Geographie seiner Szenen sehr viel mehr. Die einsame
Hütte im Schnee fühlt sich schon nach wenigen Minuten „echt“ an wie kaum ein
anderes Filmsetting der letzten Jahre. Es ist auch einer der fiesesten Filme
der letzten Jahre und damit sicher nicht für alle. Aber wer sich darauf
einlassen kann, wird mit einem ebenso fantastischen wie hoffnungslosen
Kammerspiel belohnt.
2.
Hail Caesar!
Hey, die Coens haben ihre beste Komödie
seit The Big Lebowski gedreht. Und
die Filmwelt hat es einfach als gegeben hingenommen. Vielleicht kriegt ja
dieser Film in zehn Jahren auch den Kultstatus, den er verdient. Die Coens
setzen hier ihre Themen aus Inside Llewyn Davies fort und untersuchen was es
heißt Kunst zu machen. Hier fragen sie sich spezifisch, was heißt es Hollywood
Filme zu drehen. Ist das Kunst? Kommerz? Sind die diversen Probleme des Systems
Hollywood für das Endprodukt zu rechtfertigen? Die Coens finden ihre Antwort in
einem überraschend passenden Religionsvergleich. Vielleicht kommt es ja einfach
auf die Blickweise an.
Aber selbst wenn mit all diesem Subtext
nichts anfangen kann, hat man immer noch eine fantastische Komödie mit dem bis
jetzt größten Casts, den die Coens bis jetzt in ihrer Karriere versammelt
haben. Wie technisch fantastisch der Film ist, muss man bei einer Coens
Produktion ja nicht mehr sagen.
1.
Green Room
Der beste Film, den man dieses Jahr über
Trump Wähler gucken kann. Und das ist nicht (nur) als Diss gemeint. Zunächst
einmal hat Green Room eine der besten
Regien des Jahres. Jeremy Saulnier ist ein moderner Suspense-Meister (und wenn
er noch ein paar Filme wie diesen und Blue Ruin dreht, vielleicht bald sogar
wirklich ein moderner Hitchcock), der es hervorragend versteht jede Unze
Spannung aus Setting und Prämisse herauszuholen. Green Room hat mir tatsächlich Adrenalin-Schübe gegeben, die selbst
auf dem Nachhauseweg nach dem Kino nicht nachgelassen haben. Außerdem versteht Saulnier
es Gewalt wirklich wehtun zu lassen. Die Tode in diesem Film haben mich noch
für Wochen verfolgt.
Green
Room ist also rein qualitativ ohne Probleme
der beste Film über Trump Wähler. Aber auch thematisch setzt er sich mit dieser
speziellen Gruppe wie kein anderer auseinander. Ursprünglich war Saulniers
Thriller über eine Punkband, die nach einem Konzert in einer Neo-Nazi Bar um
ihr Überleben kämpfen müssen, nur metaphorisch als eine Auseinandersetzung mit
der Struktur der GOP und ihrer Wähler gedacht. Die Realität hat die Metapher ja
leider mittlerweile eingeholt, aber das macht den Film nur aktueller. Green
Rooms wahre Stärke ist, dass es seine Nazicharaktere nicht als eindimensionale
Monster, sondern als Menschen mit einem Leben hinter sich darstellt, das sie
auf diesen Pfad geführt hat. Ihre Tode werden nicht zelebriert, sondern sind
genauso unangenehm wie die ihrer Opfer. Gleichzeitig macht sich der Film aber
keine Illusionen darüber, dass man mehr als ein paar dieser Menschen vor sich
selber retten kann. Green Room ist
letztlich vor allem ein Thriller, darüber wie gefährlich dumme Menschen sind,
wenn sie von schlechten Menschen instrumentalisiert werden. Beängstigender wird
es nicht.
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