Ein
wunderschöner Liebesfilm.
von Henni
Als
ich diesen Film gesehen habe, waren außer mir nur noch 7 Rentner im Kino. Das
war zwar bei den Sex-Szenen unterhaltsam, aber ich hoffe, dass der Film ein
weiteres Publikum erreicht, denn er ist wirklich gut.
Blue is the warmest
color
erzählt die Lebensgeschichte der Schülerin Adèle (Adèle Exarchopoulos), die
beginnt ihre Sexualität zu entdecken und dabei feststellt, dass sie sich
besonders zur lebensfrohen und blauhaarigen Kunststudentin Emma (Léa Seydoux) hingezogen
fühlt.
Die
beiden entwickeln eine unglaubliche sexuelle Anziehung zueinander und der Film
folgt ihre Beziehung bis zum bitteren Ende und darüber hinaus. Denn abgesehen
vom Sex haben die beiden nicht besonders viel gemeinsam, woran sie schließlich
scheitern und worüber Adèle nicht hinweg zu kommen scheint.
Der
Film geriet im Vorfeld besonders wegen zweier Dinge in die Presse: den sehr
expliziten und langen Sexszenen und der Tatsache, dass der Regisseur bei dieser
lesbischen Liebesgeschichte tatsächlich ein Mann.
Bei
beiden Dingen kann ich leider nur meine beschränkte, männliche Perspektive
anbieten, denn auch wenn es viele überraschen mag, bin ich weder weiblich noch
lesbisch. Mit Bedacht darauf kann ich aber zumindest sagen, dass der Film nicht
allzu sehr wie eine männliche Pornofantasie wirkt. Außerdem gesteht sich der
Film die beschränkte Sichtweise in einer kurzen Szene auch selber ein.
Die
Sexszenen sind zwar lang und explizit, aber sie sind nicht so steril oder aufs
männliche Publikum ausgelegt wie viele Hollywoodfilme. Keine Ahnung ob sie realistisch
sind, aber sie sind definitiv realistischer. Außerdem sind sowohl Adèle
Exarchopoulos als auch Léa Seydoux keine langweiligen Standardschönheiten.
Natürlich sehen sie immer noch ein Stück besser aus, als wir Normalsterblichen,
aber sie sind vergleichsweise normaler.
Die
Sexszenen sind auch nicht unnötig, sondern helfen dem Publikum das Verlangen
und die Lust, um die sich der Film größtenteils dreht, möglichst nahe zu
bringen. Ohne sie würde der Film wahrscheinlich nicht funktionieren.
Getragen
wird der Film vor allem von seinen beiden Hauptdarstellerinnen. Müsste ich ihre
Performance mit einem Wort beschreiben würde ich zunächst einmal mehr Wörter
verlangen und sie dann ausgesprochen natürlich nennen. Ihre Darstellung ist so
nahe an der Realität, dass man stellenweise vergisst, dass man einen Film sieht.
Abgerundet
wird der Film durch eine äußerst intime Regie und das ist keine weitere
Anspielung auf den Sex im Film. Die Kamera entfernt sich tatsächlich so gut wie
nie mehr als zwei Meter von den Schauspielern, was das Publikum umso mehr Adèles
Perspektive einnehmen lässt und unglaublich eindringlich wirkt.
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