Sonntag, 8. Dezember 2013

Review: „Blue is the warmest color“ bietet mehr als nur gute Sex-Szenen



Ein wunderschöner Liebesfilm.

von Henni



Als ich diesen Film gesehen habe, waren außer mir nur noch 7 Rentner im Kino. Das war zwar bei den Sex-Szenen unterhaltsam, aber ich hoffe, dass der Film ein weiteres Publikum erreicht, denn er ist wirklich gut.

Blue is the warmest color erzählt die Lebensgeschichte der Schülerin Adèle (Adèle Exarchopoulos), die beginnt ihre Sexualität zu entdecken und dabei feststellt, dass sie sich besonders zur lebensfrohen und blauhaarigen Kunststudentin Emma (Léa Seydoux) hingezogen fühlt.

Die beiden entwickeln eine unglaubliche sexuelle Anziehung zueinander und der Film folgt ihre Beziehung bis zum bitteren Ende und darüber hinaus. Denn abgesehen vom Sex haben die beiden nicht besonders viel gemeinsam, woran sie schließlich scheitern und worüber Adèle nicht hinweg zu kommen scheint.

Der Film geriet im Vorfeld besonders wegen zweier Dinge in die Presse: den sehr expliziten und langen Sexszenen und der Tatsache, dass der Regisseur bei dieser lesbischen Liebesgeschichte tatsächlich ein Mann.

Bei beiden Dingen kann ich leider nur meine beschränkte, männliche Perspektive anbieten, denn auch wenn es viele überraschen mag, bin ich weder weiblich noch lesbisch. Mit Bedacht darauf kann ich aber zumindest sagen, dass der Film nicht allzu sehr wie eine männliche Pornofantasie wirkt. Außerdem gesteht sich der Film die beschränkte Sichtweise in einer kurzen Szene auch selber ein.

Die Sexszenen sind zwar lang und explizit, aber sie sind nicht so steril oder aufs männliche Publikum ausgelegt wie viele Hollywoodfilme. Keine Ahnung ob sie realistisch sind, aber sie sind definitiv realistischer. Außerdem sind sowohl Adèle Exarchopoulos als auch Léa Seydoux keine langweiligen Standardschönheiten. Natürlich sehen sie immer noch ein Stück besser aus, als wir Normalsterblichen, aber sie sind vergleichsweise normaler.

Die Sexszenen sind auch nicht unnötig, sondern helfen dem Publikum das Verlangen und die Lust, um die sich der Film größtenteils dreht, möglichst nahe zu bringen. Ohne sie würde der Film wahrscheinlich nicht funktionieren.

Getragen wird der Film vor allem von seinen beiden Hauptdarstellerinnen. Müsste ich ihre Performance mit einem Wort beschreiben würde ich zunächst einmal mehr Wörter verlangen und sie dann ausgesprochen natürlich nennen. Ihre Darstellung ist so nahe an der Realität, dass man stellenweise vergisst, dass man einen Film sieht.

Abgerundet wird der Film durch eine äußerst intime Regie und das ist keine weitere Anspielung auf den Sex im Film. Die Kamera entfernt sich tatsächlich so gut wie nie mehr als zwei Meter von den Schauspielern, was das Publikum umso mehr Adèles Perspektive einnehmen lässt und unglaublich eindringlich wirkt.

Blue is the warmest color ist ein Film, in den man abatauchen und sich verlieren kann. Er wird seinem bereits eingeheimsten Lob mehr als gerecht und es wäre eine Schande ihn zu verpassen oder nur auf seine Sex-Szenen zu reduzieren

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