Die folgende
Review enthält Spoiler.
von Henni
Es
mach keinen Sinn diesen “Film” zu besprechen ohne auf seinen gesamten Plot einzugehen.
Also gilt ab hier: lesen auf eigene Gefahr. Okay? Okay.
The Day oft he Doctor ist das Special
zum 50. Jubiläum
der Kultserie Doctor Who. Es ist in
der Serie Tradition, dass sich zu besonderen Anlässen mehrere der
Hauptdarsteller in Specials treffen. Denn die Hauptfigur der Serie, der
titelgebende Doctor, ist ein Time Lord. Und Time Lords regenerieren sich, wenn
sie Gefahr laufen zu sterben. Im Klartext bedeutet dies, dass der Schauspieler
des Doctors beliebig oft ausgetauscht werden kann, die Figur aber mehr oder
weniger die gleiche bleibt.
Und
so treffen jetzt in Day oft he Doctor
der zehnte (David Tennant), der elfte (Matt Smith) und der neue geheime neunte
Doctor (John Hurt) aufeinander. Sie müssen eine Invasion der Zygons aufhalten,
während sich der neunte Doctor entscheiden muss, ob er in seiner eigenen Zeitlinie
eine Massenvernichtungswaffe einsetzen will um den grausamen Time War zu
beenden.
Die
BBC hat das Ganze gleichzeitig selber und in einer Hand ausgewählter Kinos als
3D Film ausgestrahlt. Eine Entscheidung, die mich sehr beunruhigt hat, denn
Doctor Who ist trotz allem eine Fernsehserie, die nicht für die große Leinwand
ausgelegt ist. Ehrlich gesagt hat mich sehr viel vor diesem Special beunruhigt.
Showrunner Steven Moffat (am meisten bekannt für Sherlock) hatte bereits seit einer ganzen Staffel keine wirklich
gute Folge vorweisen können, die letzte Staffel war die bisher schlechteste der
Serie und das Prequel zum Special war ein Desaster.
Aber
in meinem schlimmsten Alpträumen hätte ich mir nicht vorstellen können wie
schlimm es werden würde.
Wobei
ich tatsächlich in mancher Hinsicht positiv überrascht wurde. Das 3D war zwar
furchtbar und nicht mehr als ein Gimmick, auf das das Special mehrfach mit
einem Zaunpfahl hingewiesen hat. Aber der Film sah im Kino tatsächlich nicht
völlig schlecht aus. Moffat hat die weise Entscheidung getroffen das Special
nicht in futuristischen TV Sets, sondern größtenteils im hier und jetzt in
Bürogebäuden und Wäldern spielen zu lassen. Zwar gibt es den ein oder anderen
Special Effect, dem die Leinwand nicht zu Gute kommt, aber im Großen und Ganzen
hätte es visuell sehr viel schlimmer kommen können.
Und
für die ersten zwei Drittel des Special mochte ich es sogar. Obwohl Moffat
wieder seiner neusten Schwäche verfällt und Szenen zum Selbstzweck schreibt,
die sich einfach nicht zu einem Ganzen ergeben wollen und wahllos
aneinanderreihen. Auch Pacing und Struktur lassen zu wünschen übrig. Anstatt
alle drei Doctoren hintereinander einzuführen, beginnt die Geschichte mit Matt
Smith und wird dann für zwei lange Flashbacks unterbrochen, die die Folge für
die ersten 20 Minuten ausbremsen und einfach kein Tempo entstehen lassen
wollen.
Trotzdem
hat die Folge zu Beginn noch Charme. Vielleicht war ich auch einfach nur
erleichtert, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Es ging
nicht um einen weiteren „impossible day“, die Geschichte war angenehm
unapokalyptisch, das Zusammenspiel der Doctoren war unterhaltsam und David
Tennant war dabei.
Letzterer
ist auch derjenige, der im ganzen Special am besten wegkommt. Ich war mir bis Day oft he Doctor nicht sicher, ob er
oder Smith der bessere Schauspieler ist. Das wäre nun geklärt. Tennant schafft
es hier mühelos mit seiner Ausstrahlung große Teile des Specials zu tragen und
Smiths nervöse Energie locker gegen die Wand zu spielen. Er ist auch
tatsächlich der Grund warum das Special zu Beginn überhaupt funktioniert.
Aber
all das hilft nichts, sobald das letzte Drittel von Day of the Doctor beginnt. Denn hier sollten sich all meine
schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Moffat macht hier wieder genau das, was
die 7. Staffel zur Katastrophe gemacht hat: Er schreibt schlechte Fan Fiction.
Zwar
gab es in der ersten zwei Drittel auch aufdringliche Anspielungen auf die
überladene Serienkontinuität, aber sie hielten sich in Grenzen. Im letzten
Drittel geht Moffat aber aufs Ganze. Es gibt einen Angriff der Archivbilder,
als 13 (!) Doctoren mittels Photoshop aus heiterem Himmel versuchen ihren
Heimatplaneten zu retten. Zwar erreicht dieser nicht die Peinlichkeitslevel der
Clara-trifft-alle Doctoren Szene der letzten Staffel, aber es ist nah dran.
Dann taucht Tom Baker auf und stammelt sich von Catchphrase zu Catchphrase
durch einen peinlichen Dialog, der versucht auch den letzten Zuschauer mit der
Holzhammer-Methode zu rühren. Schließlich tritt Matt Smith in eine Reihe mit
all seinen Vorgängern, von denen 10 auf billigste Weise per Computer eingefügt
wurden.
Keiner
dieser Momente fügt sich irgendwie organisch in den Rest der Folge ein. Der
Angriff der 13 Doctoren macht nicht mal dramaturgisch Sinn. Er wird als großer
Triumph gefeiert, dabei wurden die 70 Minuten vor ihm dem völlig anderen Zygon
Konflikt gewidmet. Es existiert alles nur zum Selbstzweck, damit der
Langzeitzuschauer auf seiner Checkliste Namen abhaken kann. Aber pures
Namedropping ist kein Weg gute Geschichten zu erzählen.
Und
das ist noch nicht einmal das größte Problem von Day of the Doctor. Denn schlußendlich läuft das gesamte Special
darauf hinaus einen der Eckpfeiler der Charakterisierung des Doctors
einzureißen: den Tod der Time Lords. Bis Day
of the Doctor war es Kanon, dass der Doctor um den Time War zu beenden
sowohl sein eigenes Volk, als auch die Daleks ausgelöscht hat. Ein Verbrechen,
das ihn seitdem für jeden Moment seines Lebens verfolgt hat. Diese Schuld war
einer der Hauptantriebe des Doctors für einen Großteil der neuen Serie.
Und
jetzt? Piff… weg. Denn am Ende des Specials retten die Doctoren die Time Lords smat Heimatplaneten Gallifrey und Matt Smith
will sich auf den Weg nach Hause machen. Ganz abgesehen von den dutzenden
Plotlöchern, die hierdurch entstehen, der dramatischen Entwertung der letzten 7
Jahre Doctor Who und dem Wegschmeißen eines nützlichen erzählerischen
Werkzeugs, ist das noch nicht einmal ein besonders gutes Konzept.
Denn
was will man in Zukunft damit machen? Soll sich der Doctor jedes Mal wenn er
irgendwo landet kurz umschauen um dann festzustellen, dass er nicht auf
Gallifrey ist? Und warum wurde dieser große neue Handlungsbogen mit Smith
gestartet? Der Mann macht nur noch ein Special und verlässt dann die Serie.
Also wird er direkt nachdem er seine neue Lebensaufgabe bekommen hat sterben
ohne sie erfüllen zu können. Anders herum wäre es zu früh, wenn er Gallifrey
gleich im nächsten Special findet. Die Auflösung wird also in jedem Fall enttäuschen.
Insgesamt
sieht es nach diesem Special düster für die Zukunft der Serie aus. Dabei
übernimmt bald der großartige Peter Capaldi die Rolle des Doctors. Und damit
der beste Schauspieler von dem diese Rolle je verkörpert wurde. Aber wenn Day of the Doctor die Richtung angibt,
in die die Serie gehen wird, dann werden hier Perlen vor die Säue geworfen. Ich
hoffe, dass sich Moffat wieder fangen kann. Nicht nur wegen Doctor Who und
Peter Capaldi, sondern auch weil es bald Zeit für die dritte Staffel Sherlock
wird….