Der Sportfilm
für Leute, die keine Sportfilme mögen.
von Henni
Auf
den ersten Blick wirkte Rush, als
könnte es auf keinen Fall gut werden. Es ist schließlich ein Sportfilm. Noch
dazu ein Formel-1 Sportfilm, also noch nicht mal ein Sport in dem sich die
Leute wirklich bewegen. Und schließlich beruht das Ganze noch auf einer wahren
Geschichte. All das lässt Rush wie
die schlimmste Art von Hollywood Schnulze klingen.
Aber
nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn Ron Howards neuer
Film über die jahrelange Rivalität zwischen den Rennfahrern Niki Lauda und James
Hunt ist die seltene Art von Sportfilm, die jeden anspricht und noch dazu
wirklich etwas zu sagen hat.
Und
das vor allem, weil der Film genau die richtige Balance darin gefunden hat seine
Hauptfiguren kritisch zu betrachten, aber gleichzeitig ihre Leistungen zu
achten. Rush macht gleich zu Beginn
klar, dass die Formel-1 Wahnsinn ist. Es ist ein Luxussport für Reiche, in dem
Fahrer ihr Leben für nichts und wieder nichts riskieren. Was den Film
interessiert ist was für eine Art von Mensch man sein muss um daran
teilzuhaben. Und die Antwort ist: kein besonders guter oder glücklicher Mensch.
Trotzdem
scheut der Film nicht davor zurück Laudas und Hunts Leistungen so beeindruckend
darzustellen wie sie waren. Nur haben sie am Ende irgendeine Bedeutung für die
Welt? Das wissen weder Howard, noch Lauda oder Hunt. Generell ist es die größte
Stärke des Films zu zeigen ohne zu urteilen. Letzteres wird dem Publikum
überlassen.
Ohne
passende Hauptdarsteller wäre all das, aber vermutlich in sich
zusammengebrochen und das Publikum hätte sich irritiert von den unsympathischen
Hauptfiguren abgewandt. Aber Chris Hemsworth und Daniel Brühl bringen mehr als
genug Charisma mit, damit wir uns überhaupt für Hunt und Lauda interessieren.
Hemsworth
zeigt hier, dass es mehr kann als nur ein Actionstar und Donnergott zu sein. Seinen
britischen Akzent nimmt man ihm zwar nicht ab, aber mit seinem übersprudelnden
Charme macht er es glaubhaft, dass Hunt mit so viel davonkommt und ihn die
Leute trotzdem mögen. Gleichzeitig zeigt er jederzeit die Leere hinter der
Fassade. Hunt ist ein Mensch, der fährt und feiert, weil er nichts anderes hat.
Aber
der wahre Star ist Brühl. Er schafft es sein Charisma subtil genug einzusetzen,
dass wir ihm abkaufen unbeholfen und eisig zu sein und trotzdem genug Ausstrahlung
zu haben, dass wir überhaupt Sympathie für seine Figur aufbringen. Und all das
durch ein falsches Gebiss, dass ihn wie eine Ratte aussehen lässt.
Es
gibt so viele Möglichkeiten, wie Rush
ein schlechterer oder gar schlechter Film hätte werden können. Dass er so gut
geworden ist, grenzt an ein kleines Wunder.
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