Dienstag, 5. November 2013

Review: „Rush“ ist ein kleines Wunder



Der Sportfilm für Leute, die keine Sportfilme mögen.

von Henni



Auf den ersten Blick wirkte Rush, als könnte es auf keinen Fall gut werden. Es ist schließlich ein Sportfilm. Noch dazu ein Formel-1 Sportfilm, also noch nicht mal ein Sport in dem sich die Leute wirklich bewegen. Und schließlich beruht das Ganze noch auf einer wahren Geschichte. All das lässt Rush wie die schlimmste Art von Hollywood Schnulze klingen.

Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn Ron Howards neuer Film über die jahrelange Rivalität zwischen den Rennfahrern Niki Lauda und James Hunt ist die seltene Art von Sportfilm, die jeden anspricht und noch dazu wirklich etwas zu sagen hat.

Und das vor allem, weil der Film genau die richtige Balance darin gefunden hat seine Hauptfiguren kritisch zu betrachten, aber gleichzeitig ihre Leistungen zu achten. Rush macht gleich zu Beginn klar, dass die Formel-1 Wahnsinn ist. Es ist ein Luxussport für Reiche, in dem Fahrer ihr Leben für nichts und wieder nichts riskieren. Was den Film interessiert ist was für eine Art von Mensch man sein muss um daran teilzuhaben. Und die Antwort ist: kein besonders guter oder glücklicher Mensch.

Trotzdem scheut der Film nicht davor zurück Laudas und Hunts Leistungen so beeindruckend darzustellen wie sie waren. Nur haben sie am Ende irgendeine Bedeutung für die Welt? Das wissen weder Howard, noch Lauda oder Hunt. Generell ist es die größte Stärke des Films zu zeigen ohne zu urteilen. Letzteres wird dem Publikum überlassen.

Ohne passende Hauptdarsteller wäre all das, aber vermutlich in sich zusammengebrochen und das Publikum hätte sich irritiert von den unsympathischen Hauptfiguren abgewandt. Aber Chris Hemsworth und Daniel Brühl bringen mehr als genug Charisma mit, damit wir uns überhaupt für Hunt und Lauda interessieren.

Hemsworth zeigt hier, dass es mehr kann als nur ein Actionstar und Donnergott zu sein. Seinen britischen Akzent nimmt man ihm zwar nicht ab, aber mit seinem übersprudelnden Charme macht er es glaubhaft, dass Hunt mit so viel davonkommt und ihn die Leute trotzdem mögen. Gleichzeitig zeigt er jederzeit die Leere hinter der Fassade. Hunt ist ein Mensch, der fährt und feiert, weil er nichts anderes hat.

Aber der wahre Star ist Brühl. Er schafft es sein Charisma subtil genug einzusetzen, dass wir ihm abkaufen unbeholfen und eisig zu sein und trotzdem genug Ausstrahlung zu haben, dass wir überhaupt Sympathie für seine Figur aufbringen. Und all das durch ein falsches Gebiss, dass ihn wie eine Ratte aussehen lässt.

Es gibt so viele Möglichkeiten, wie Rush ein schlechterer oder gar schlechter Film hätte werden können. Dass er so gut geworden ist, grenzt an ein kleines Wunder.

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