Dienstag, 26. November 2013

Review: „Day of the Doctor“…..Warum?!?



Die folgende Review enthält Spoiler.

von Henni



Es mach keinen Sinn diesen “Film” zu besprechen ohne auf seinen gesamten Plot einzugehen. Also gilt ab hier: lesen auf eigene Gefahr. Okay? Okay.

The Day oft he Doctor ist das Special zum 50. Jubiläum der Kultserie Doctor Who. Es ist in der Serie Tradition, dass sich zu besonderen Anlässen mehrere der Hauptdarsteller in Specials treffen. Denn die Hauptfigur der Serie, der titelgebende Doctor, ist ein Time Lord. Und Time Lords regenerieren sich, wenn sie Gefahr laufen zu sterben. Im Klartext bedeutet dies, dass der Schauspieler des Doctors beliebig oft ausgetauscht werden kann, die Figur aber mehr oder weniger die gleiche bleibt.

Und so treffen jetzt in Day oft he Doctor der zehnte (David Tennant), der elfte (Matt Smith) und der neue geheime neunte Doctor (John Hurt) aufeinander. Sie müssen eine Invasion der Zygons aufhalten, während sich der neunte Doctor entscheiden muss, ob er in seiner eigenen Zeitlinie eine Massenvernichtungswaffe einsetzen will um den grausamen Time War zu beenden.

Die BBC hat das Ganze gleichzeitig selber und in einer Hand ausgewählter Kinos als 3D Film ausgestrahlt. Eine Entscheidung, die mich sehr beunruhigt hat, denn Doctor Who ist trotz allem eine Fernsehserie, die nicht für die große Leinwand ausgelegt ist. Ehrlich gesagt hat mich sehr viel vor diesem Special beunruhigt. Showrunner Steven Moffat (am meisten bekannt für Sherlock) hatte bereits seit einer ganzen Staffel keine wirklich gute Folge vorweisen können, die letzte Staffel war die bisher schlechteste der Serie und das Prequel zum Special war ein Desaster.

Aber in meinem schlimmsten Alpträumen hätte ich mir nicht vorstellen können wie schlimm es werden würde.

Wobei ich tatsächlich in mancher Hinsicht positiv überrascht wurde. Das 3D war zwar furchtbar und nicht mehr als ein Gimmick, auf das das Special mehrfach mit einem Zaunpfahl hingewiesen hat. Aber der Film sah im Kino tatsächlich nicht völlig schlecht aus. Moffat hat die weise Entscheidung getroffen das Special nicht in futuristischen TV Sets, sondern größtenteils im hier und jetzt in Bürogebäuden und Wäldern spielen zu lassen. Zwar gibt es den ein oder anderen Special Effect, dem die Leinwand nicht zu Gute kommt, aber im Großen und Ganzen hätte es visuell sehr viel schlimmer kommen können.

Und für die ersten zwei Drittel des Special mochte ich es sogar. Obwohl Moffat wieder seiner neusten Schwäche verfällt und Szenen zum Selbstzweck schreibt, die sich einfach nicht zu einem Ganzen ergeben wollen und wahllos aneinanderreihen. Auch Pacing und Struktur lassen zu wünschen übrig. Anstatt alle drei Doctoren hintereinander einzuführen, beginnt die Geschichte mit Matt Smith und wird dann für zwei lange Flashbacks unterbrochen, die die Folge für die ersten 20 Minuten ausbremsen und einfach kein Tempo entstehen lassen wollen.

Trotzdem hat die Folge zu Beginn noch Charme. Vielleicht war ich auch einfach nur erleichtert, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Es ging nicht um einen weiteren „impossible day“, die Geschichte war angenehm unapokalyptisch, das Zusammenspiel der Doctoren war unterhaltsam und David Tennant war dabei.

Letzterer ist auch derjenige, der im ganzen Special am besten wegkommt. Ich war mir bis Day oft he Doctor nicht sicher, ob er oder Smith der bessere Schauspieler ist. Das wäre nun geklärt. Tennant schafft es hier mühelos mit seiner Ausstrahlung große Teile des Specials zu tragen und Smiths nervöse Energie locker gegen die Wand zu spielen. Er ist auch tatsächlich der Grund warum das Special zu Beginn überhaupt funktioniert.

Aber all das hilft nichts, sobald das letzte Drittel von Day of the Doctor beginnt. Denn hier sollten sich all meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Moffat macht hier wieder genau das, was die 7. Staffel zur Katastrophe gemacht hat: Er schreibt schlechte Fan Fiction.

Zwar gab es in der ersten zwei Drittel auch aufdringliche Anspielungen auf die überladene Serienkontinuität, aber sie hielten sich in Grenzen. Im letzten Drittel geht Moffat aber aufs Ganze. Es gibt einen Angriff der Archivbilder, als 13 (!) Doctoren mittels Photoshop aus heiterem Himmel versuchen ihren Heimatplaneten zu retten. Zwar erreicht dieser nicht die Peinlichkeitslevel der Clara-trifft-alle Doctoren Szene der letzten Staffel, aber es ist nah dran. Dann taucht Tom Baker auf und stammelt sich von Catchphrase zu Catchphrase durch einen peinlichen Dialog, der versucht auch den letzten Zuschauer mit der Holzhammer-Methode zu rühren. Schließlich tritt Matt Smith in eine Reihe mit all seinen Vorgängern, von denen 10 auf billigste Weise per Computer eingefügt wurden.

Keiner dieser Momente fügt sich irgendwie organisch in den Rest der Folge ein. Der Angriff der 13 Doctoren macht nicht mal dramaturgisch Sinn. Er wird als großer Triumph gefeiert, dabei wurden die 70 Minuten vor ihm dem völlig anderen Zygon Konflikt gewidmet. Es existiert alles nur zum Selbstzweck, damit der Langzeitzuschauer auf seiner Checkliste Namen abhaken kann. Aber pures Namedropping ist kein Weg gute Geschichten zu erzählen.

Und das ist noch nicht einmal das größte Problem von Day of the Doctor. Denn schlußendlich läuft das gesamte Special darauf hinaus einen der Eckpfeiler der Charakterisierung des Doctors einzureißen: den Tod der Time Lords. Bis Day of the Doctor war es Kanon, dass der Doctor um den Time War zu beenden sowohl sein eigenes Volk, als auch die Daleks ausgelöscht hat. Ein Verbrechen, das ihn seitdem für jeden Moment seines Lebens verfolgt hat. Diese Schuld war einer der Hauptantriebe des Doctors für einen Großteil der neuen Serie.

Und jetzt? Piff… weg. Denn am Ende des Specials retten die Doctoren die Time Lords  smat Heimatplaneten Gallifrey und Matt Smith will sich auf den Weg nach Hause machen. Ganz abgesehen von den dutzenden Plotlöchern, die hierdurch entstehen, der dramatischen Entwertung der letzten 7 Jahre Doctor Who und dem Wegschmeißen eines nützlichen erzählerischen Werkzeugs, ist das noch nicht einmal ein besonders gutes Konzept.

Denn was will man in Zukunft damit machen? Soll sich der Doctor jedes Mal wenn er irgendwo landet kurz umschauen um dann festzustellen, dass er nicht auf Gallifrey ist? Und warum wurde dieser große neue Handlungsbogen mit Smith gestartet? Der Mann macht nur noch ein Special und verlässt dann die Serie. Also wird er direkt nachdem er seine neue Lebensaufgabe bekommen hat sterben ohne sie erfüllen zu können. Anders herum wäre es zu früh, wenn er Gallifrey gleich im nächsten Special findet. Die Auflösung wird also in jedem Fall enttäuschen.

Insgesamt sieht es nach diesem Special düster für die Zukunft der Serie aus. Dabei übernimmt bald der großartige Peter Capaldi die Rolle des Doctors. Und damit der beste Schauspieler von dem diese Rolle je verkörpert wurde. Aber wenn Day of the Doctor die Richtung angibt, in die die Serie gehen wird, dann werden hier Perlen vor die Säue geworfen. Ich hoffe, dass sich Moffat wieder fangen kann. Nicht nur wegen Doctor Who und Peter Capaldi, sondern auch weil es bald Zeit für die dritte Staffel Sherlock wird….

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