Dienstag, 21. Januar 2014

Review: „12 Years a Slave“ ist schwer anzuschauen…



…und das ist das beste Kompliment, dass man dem Film machen kann.

von Henni




12 Years a Slave macht da weiter wo Django Unchained aufgehört hat. Genau wie Tarantinos Westernepos konfrontiert Steve McQueens neues Werk das Publikum mit der harten und alltäglichen Grausamkeit der Sklaverei und räumt mit einer romantisierten Vergangenheit auf. Aber anders als bei Django Unchained gibt es dieses Mal kein so klares Happy End, keine Strafe für die Sklavenhalter und vor allem nichts zu lachen.

Erzählt wird die Geschichte des aus New York stammenden, freien Afro-Amerikaners Solomon Nortnrup. Er ist ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, hat eine Familie und lebt das beste Leben, das er mit seiner Hautfarbe im Jahr 1841 leben kann. Doch dann wird er von zwei Betrügern ausgetrickst und in die Sklaverei verkauft. Für die nächsten 12 Jahre versucht er nun diese Hölle zu überleben, während seine Hoffnung immer weiter schwindet.

Wenn immer man denkt, dass der Film einen nicht mehr schockieren kann, geht 12 Years a Slave einen Schritt weiter. Nichts wird beschönigt oder ausgelassen. Jeder Peitschenhieb hinterlässt sowohl körperliche als auch seelische Verletzungen. Dass der Film dabei nie in Torture Porn Territorien absinkt und trotzdem sein Publikum in einem nie stoppenden Entsetzen hält, ist ein meisterlicher Balanceakt.

Auch sonst macht Steve McQueen gute Arbeit. Er schafft es für den Großteil des Films die Geschichte beinahe rein visuell mit wenig Dialog zu erzählen. Seine Regiearbeit lässt den Film gleichzeitig wie einen nie-endenden Alptraum und grausame Realität wirken. Ähnlich wie Solomon erfahren wir nie viele Antworten. Warum haben ihn seine Peiniger verkauft? Wie ergeht es seinen ehemaligen Mitsklaven? Die Unwissenheit quält sowohl das Publikum als auch den Protagonisten.

Die Besetzung ist bis in die kleinsten Nebenrollen beeindruckend, aber es sind Chiwetel Ejiofor und Michael Fassbender, die allen die Show stehlen. Ejifor trägt den Großteil des Films allein mit seiner Mimik und vor allem seinen ausdruckstarken Augen, die sich immer mehr mit Verzweiflung füllen, als er sein Menschlichkeit Stück für Stück verliert.  

Sein Gegenstück Fassbender hingegen spielt einen Filmschurken für die Ewigkeit. Sein Plantagenbesitzer Epps ist ein Monster, das an seiner eigenen Grausamkeit zerbricht und nicht in der Lage ist seine sanftere Seite, wie seine Gefühle für eine seiner Sklavinnen, mit sich selbst in Einklang zu bringen. Deshalb ist er die gefährlichste, weil unberechenbarste Art von Ungeheuer.

Der Film ist leider nicht ganz perfekt. An manchen Stellen versucht McQueen zu viele Aspekte und Perspektiven auf die Sklaverei in seinen Film zu quetschen. Aber bei einem so ambitionierten Film, der versucht ein so wichtiges Thema wieder aufzurollen, fällt das kaum ins Gewicht.

12 Years a Slave ist beeindruckendes Kino. Ja, der Film ist eine Aneinanderreihung von Leid und Demütigung und deshalb schwer anzuschauen, aber genau das muss er sein. Zudem ist er  brillant gespielt. Letztendlich ist 12 Years a Slave ein Film, den man gesehen haben muss.

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