Die schlechte
Art von komisch.
von Henni
Die
Oscars sagen nicht wirklich etwas über die Qualität eines Films aus.
Tschuldigung, dass ich das so direkt sagen muss. Abgesehen von der ganzen
Politik hinter den Szenen haben die Wähler bestimmte Vorlieben und so hat ein
mittelmäßiges Weltkriegs Melodrama meist bessere Chancen etwas zu gewinnen als
ein experimentellerer, großartiger Tarantino oder Coen Brothers Film. Aber
selbst wenn man all das weiß, machen die ganzen Nominierungen für American Hustle keinen Sinn.
Christian
Bale und Amy Adams spielen Trickbetrüger, die eines Tages von FBI Agent Bradley
Cooper erwischt werden. Anstatt sie zu verhaften macht er ihnen aber ein
Angebot mit ihm zusammenzuarbeiten…. um Leute zu betrügen und dann aus
irgendeinem Grund zu verhaften. Es ist nicht wirklich klar, denn der Film lässt
sich nicht dazu herab zu erklären wie das zentrale Element der ganzen
Geschichte überhaupt funktionieren soll. Yep…
Eines
der Opfer ist Jeremy Renner, der gleichzeitig korrupt und der netteste Mensch
der Welt ist. So nett, dass Christian Bale einen Guy-Crush für ihn entwickelt
und sich dann schlecht fühlt ihn zu betrügen. Wie auch immer dieser Betrug
funktionieren sollte….
Jennifer
Lawrence ist auch im Film und spielt Bales Exfrau mitsamt ca. 10 jährigem Kind…
Die Frau ist 23…. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie im Film älter sein soll
oder ihre implizierte Teenie Schwangerschaft beabsichtigt ist….
Kurz
gesagt: American Hustle ist wirr und
seltsam. Der Film verbringt Ewigkeiten damit offensichtliches zu erklären, aber
gibt keine Informationen zu plotrelevanten Elementen wie dem Betrug um den sich
der ganze Film dreht! Und Ewigkeiten ist noch nicht mal übertrieben. Nach der,
zugegeben sehr guten, Eröffnungsszene springt der Film in der Zeit zurück und
erzählt uns Christian Bales gesamte Jugend und wie er Amy Adams getroffen hat
ohne dass es thematisch oder inhaltlich in irgendeiner Form relevant wäre. Und
der Rückblick dauert knapp eine halbe Stunde und ist somit knapp ein Fünftel
des Films.
Als
ob das noch nicht schlimm genug wäre, schafft American Hustle es auch nicht trotz all dieser Zeit für
offensichtliche Charakterisierung so etwas wie Charaktere zu haben. Große Teile
des Filmes wirken improvisiert und falls sie es nicht sind, macht es das nur
noch schlimmer. Der talentierte Cast macht quasi was er will, aber fast keiner
der Beteiligten bleibt dabei in einer klaren Rolle. So ist es kein Wunder, dass
sämtliche Dialoge und Szenen völlig ziellos und unfokusiert wirken und dass man
nach über 2 Stunden Film immer noch nichts über die verdammten Hauptfiguren
weiß.
Die
einzigen, die eine gewisse Konstanz in ihrer Performance haben, sind Jeremy
Renner und Jennifer Lawrence. Das ist aber nur so, weil sie überzogene Cartoon
Figuren darstellen. Renner ist wie schon erwähnt der netteste Mensch der Welt.
Es fehlt nicht viel und er würde jede Szene damit beginnen sämtliche Personen
im Raum zu umarmen. Zusammen mit seinen 6 adoptierten Waisenkindern.
Lawrence
hingegen ist das, was die jungen Leute eine „Bitch“ nennen würden: ein
eindimensionaler, weiblicher Charakter, der wirkt als wäre er von einem
13-jährigen Pubertierenden geschrieben worden, nachdem er gerade einen Korb
gekriegt hat. Ihre einzige Rolle im Film ist es allen im Weg zu sein. Aber am
Ende des Films bekommt sie, was sie verdient und wird von ihrem neuen Freund
geschlagen. Ich mache keine Witze. Das ist wirklich ihre letzte Szene im Film
und Regisseur David O.Russel erwartet von seinen Zuschauern darüber zu lachen.
Aber
auch sonst bekleckert sich der Film nicht mit Ruhm wenn es um
Geschlechterpolitik geht. Die Kamera klebt quasi an Jennifer Lawrences und Amy
Adams‘ Hintern und Brüsten. Außerdem haben die beiden aus irgendeinem Grund
eine Kussszene.
Seine
wenigen unterhaltsamen Momente hat der Film, wenn er unfreiwillig komisch wird.
Bradley Cooper beginnt in einer Szene seinen Vorgesetzten zusammenzuschlagen
und mit seiner Waffe zu bedrohen um mehr Geld für seine Operation zu bekommen.
Und es funktioniert! In einer anderen Szene fängt Jennifer Lawrence völlig aus
dem nichts an Paul McCartneys „Live and let die!“ zu lipsynchen, während sie
aggressiv ihren Hausputz macht.
Diese
wenigen lichten Momente können den Film aber nicht wirklich aufwerten.
Insgesamt ist American Hustle zu
wirr und schlecht improvisiert um auf irgendeiner Ebene überzeugen zu können
und das ist schade. Denn sowohl Russel als auch sein Cast können es eigentlich
besser. So bleibt der Film verschenktes Potential. Verschenktes Potential mit
10 Oscarnominierungen. Was zum Fuck?
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