Donnerstag, 6. Februar 2014

Review: „American Hustle“ ist komisch.



Die schlechte Art von komisch.

von Henni



Die Oscars sagen nicht wirklich etwas über die Qualität eines Films aus. Tschuldigung, dass ich das so direkt sagen muss. Abgesehen von der ganzen Politik hinter den Szenen haben die Wähler bestimmte Vorlieben und so hat ein mittelmäßiges Weltkriegs Melodrama meist bessere Chancen etwas zu gewinnen als ein experimentellerer, großartiger Tarantino oder Coen Brothers Film. Aber selbst wenn man all das weiß, machen die ganzen Nominierungen für American Hustle keinen Sinn.


Christian Bale und Amy Adams spielen Trickbetrüger, die eines Tages von FBI Agent Bradley Cooper erwischt werden. Anstatt sie zu verhaften macht er ihnen aber ein Angebot mit ihm zusammenzuarbeiten…. um Leute zu betrügen und dann aus irgendeinem Grund zu verhaften. Es ist nicht wirklich klar, denn der Film lässt sich nicht dazu herab zu erklären wie das zentrale Element der ganzen Geschichte überhaupt funktionieren soll. Yep…

Eines der Opfer ist Jeremy Renner, der gleichzeitig korrupt und der netteste Mensch der Welt ist. So nett, dass Christian Bale einen Guy-Crush für ihn entwickelt und sich dann schlecht fühlt ihn zu betrügen. Wie auch immer dieser Betrug funktionieren sollte….

Jennifer Lawrence ist auch im Film und spielt Bales Exfrau mitsamt ca. 10 jährigem Kind… Die Frau ist 23…. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie im Film älter sein soll oder ihre implizierte Teenie Schwangerschaft beabsichtigt ist….

Kurz gesagt: American Hustle ist wirr und seltsam. Der Film verbringt Ewigkeiten damit offensichtliches zu erklären, aber gibt keine Informationen zu plotrelevanten Elementen wie dem Betrug um den sich der ganze Film dreht! Und Ewigkeiten ist noch nicht mal übertrieben. Nach der, zugegeben sehr guten, Eröffnungsszene springt der Film in der Zeit zurück und erzählt uns Christian Bales gesamte Jugend und wie er Amy Adams getroffen hat ohne dass es thematisch oder inhaltlich in irgendeiner Form relevant wäre. Und der Rückblick dauert knapp eine halbe Stunde und ist somit knapp ein Fünftel des Films.

Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, schafft American Hustle es auch nicht trotz all dieser Zeit für offensichtliche Charakterisierung so etwas wie Charaktere zu haben. Große Teile des Filmes wirken improvisiert und falls sie es nicht sind, macht es das nur noch schlimmer. Der talentierte Cast macht quasi was er will, aber fast keiner der Beteiligten bleibt dabei in einer klaren Rolle. So ist es kein Wunder, dass sämtliche Dialoge und Szenen völlig ziellos und unfokusiert wirken und dass man nach über 2 Stunden Film immer noch nichts über die verdammten Hauptfiguren weiß.

Die einzigen, die eine gewisse Konstanz in ihrer Performance haben, sind Jeremy Renner und Jennifer Lawrence. Das ist aber nur so, weil sie überzogene Cartoon Figuren darstellen. Renner ist wie schon erwähnt der netteste Mensch der Welt. Es fehlt nicht viel und er würde jede Szene damit beginnen sämtliche Personen im Raum zu umarmen. Zusammen mit seinen 6 adoptierten Waisenkindern.

Lawrence hingegen ist das, was die jungen Leute eine „Bitch“ nennen würden: ein eindimensionaler, weiblicher Charakter, der wirkt als wäre er von einem 13-jährigen Pubertierenden geschrieben worden, nachdem er gerade einen Korb gekriegt hat. Ihre einzige Rolle im Film ist es allen im Weg zu sein. Aber am Ende des Films bekommt sie, was sie verdient und wird von ihrem neuen Freund geschlagen. Ich mache keine Witze. Das ist wirklich ihre letzte Szene im Film und Regisseur David O.Russel erwartet von seinen Zuschauern darüber zu lachen.

Aber auch sonst bekleckert sich der Film nicht mit Ruhm wenn es um Geschlechterpolitik geht. Die Kamera klebt quasi an Jennifer Lawrences und Amy Adams‘ Hintern und Brüsten. Außerdem haben die beiden aus irgendeinem Grund eine Kussszene.

Seine wenigen unterhaltsamen Momente hat der Film, wenn er unfreiwillig komisch wird. Bradley Cooper beginnt in einer Szene seinen Vorgesetzten zusammenzuschlagen und mit seiner Waffe zu bedrohen um mehr Geld für seine Operation zu bekommen. Und es funktioniert! In einer anderen Szene fängt Jennifer Lawrence völlig aus dem nichts an Paul McCartneys „Live and let die!“ zu lipsynchen, während sie aggressiv ihren Hausputz macht.

Diese wenigen lichten Momente können den Film aber nicht wirklich aufwerten. Insgesamt ist American Hustle zu wirr und schlecht improvisiert um auf irgendeiner Ebene überzeugen zu können und das ist schade. Denn sowohl Russel als auch sein Cast können es eigentlich besser. So bleibt der Film verschenktes Potential. Verschenktes Potential mit 10 Oscarnominierungen. Was zum Fuck?

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