Matthias
Schweighöfer ist ein Genie.
von Henni
Dieser
Film hat mich endgültig zum Matthias Schweighöfer Fan gemacht. Halt! Wo geht
ihr hin? Lasst mich doch ausreden! Bisher kannte ich nur Schweighöfers What a Man und habe leider Die Schlussmacher verpasst, aber das
werde ich nun schleunigst nachholen. Denn Matthias Schweighöfer ist ein Genie.
Ein Genie in dem Sinne wie es Tommy Wiseau und Ed Wood sind. Ein Genie der
schlechten Filme.
Würde
der Mann seine Filme in Amerika drehen, wäre er schon längst zum Kultobjekt für
Filmnerds geworden. Aber hier in Deutschland hat er leider nur den Ruf
„Frauenfilme“ zu machen. Das macht das Phänomen Schweighöfer nur noch faszinierender,
denn seine Filme passen eigentlich kaum in dieses Genre.
Denn
was Schweighöfer ausmacht ist ein ungesunder Sexismus und pubertärer Blick auf
Frauen, seinen absolute Unfähigkeit witzig zu sein und die kranken Extreme, die
er bei dem Versuch es doch zu sein erreicht, ein absolutes Unverständnis wie
sich Menschen verhalten und schließlich dennoch genug schauspielerisches und
filmisches Talent um seine obskuren Visionen unterhaltsam umzusetzen. Vielleicht
ist er auch ein genialer Performance Künstler, der all das nur vortäuscht um zu
gucken wie weit er in seinen Filmen gehen kann bevor es seinem Publikum zu viel
wird.
Gerade
in der ersten Szene von Vaterfreuden
scheint dieser Verdacht berechtigt, denn Schweighöfer startet seine neue
romantische Komödie mit einer Quasi-Vergewaltigung seiner selbst. In seiner Rolle
als überzeugter Single, treffen wir ihn gleich in seiner ersten Szene beim
Geschlechtsakt an, bevor seine Eroberung lauthals verkündet, dass sie nicht die
Pille genommen hat. Seine Versuche sich von ihr zu befreien, quittiert sie mit
Aggression und Schlägen, aber auch Schweighöfer schlägt zu und kann sie
schließlich von sich stoßen.
Die
Auflösung des Ganzen? Die Frau wollte Rodeo Sex ausprobieren. Dabei versucht
man sich nach der Anküdigung nicht die Pille zu nehmen sich so lange auf dem
sich wehrenden Mann zu halten wie möglich. Somit ist der erste Witz des Films
ein Vergewaltigungswitz.
Die
Geschichte nimmt ab da an nur noch absurdere Dimensionen an. Schweighöfers
Bruder zieht bei ihm ein und überredet ihn mit Samenspende Geld zu machen. Kurz
darauf wird Schweighöfer beim Fesselspiel vom Frettchen seines Bruders
sterilisiert und will durch dieses Trauma plötzlich eine Familie gründen. Also
bricht sein Bruder in die Samenbank ein und findet heraus, dass eine
erfolgreiche Sky Reporterin die Mutter ist. Also tut Schweighöfer das einzig
Rationale: er stalkt sie.
Ich
will hier nicht zu viel von dem Wahnsinn vorwegnehmen, denn den meisten Spaß
wird man mit diesem Film haben, wenn man sich überraschen lässt in welche
irrsinnigen Richtungen Schweighöfer mit der Geschichte geht. Es sei aber
gesagt, dass Vaterfreuden einiges zu
bieten hat. So gibt es natürlich noch mehr verstörende Szenen als die
Vergewaltigung und Sterilisierung Schweighöfers. Es gibt wieder seltsame Witze
über Dicke, einen völlig austauschbaren Indie-Rock Soundtrack und gefühlte
50mal wird „ficken“ gesagt.
Zum
Ende hin gerät Schweighöfer aber wirklich in Hochform. Er schafft es nicht nur
den gesamten Arc seines Charakters nach der Hälfte des Filmes völlig
durcheinanderzubringen. Nein, er findet dadurch auch noch die Möglichkeit
(Auto-) Schleichwerbung auf ein ungeahntes Level zu bringen und den
langweiligsten Liebesbeweis zu erfinden, den je ein Mann im letzten Drittel
einer Liebeskomödie darbringen musste.
Vaterfreuden ist kein guter
Film, aber ein schlechter Film mit dem man sehr viel Spaß haben kann.
Schweighöfers Witze sind brillant unlustig, die geschmacklosen Extreme, die er
erreicht, sind bemerkenswert und die Schleichwerbung in seinen Filmen ist zum
Totlachen. Man muss nur ausblenden können, dass viele Zuschauer die Geschichte
eines sterilisierten Stalkers wirklich romantisch finden.
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