Mittwoch, 12. Februar 2014

Titanic (1943) – Ein Nazi Propagandafilm?



Titanic (1943) – Ein Nazi Propagandafilm?


Von Eppi



„Das Geld ist der einzige Wert an den ich glaube.“ - John Jacob Astor IV



Jeder kennt wohl den Film von James Cameron mit der tollen Liebesgeschichte zwischen Leo und Kate. Besonders dramatisch und traurig ist vor allem die Szene am Ende. Rose liegt auf einer Tür und will Jack nicht auf die Tür klettern lassen, sodass er dann ertrinkt, obwohl genug Platz da wäre! (Beweis)
Naja, ich will nicht verheimlichen, dass mir der Film nicht so gut gefallen hat. Aber! Es gibt noch einen Film über die wohl größte Katastrophe in der Seefahrtsgeschichte, der mir wesentlich besser gefallen hat. Ich meine nicht diese ganzen Low-Budget Fernsehfilme. Der Film, den ich euch hiermit empfehlen möchte, hatte ein Budget von umgerechnet 140 Millionen Euro und ist aus dem Jahre 1943. Und weil ich es recht interessant fand, will ich euch kurz berichten, wie es zu dem Film kam. 

1940: 
Das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ plant einen Roman über das Unglück der Titanic zu verfilmen. Da Goebbels immer wieder was zu meckern hatte, verzögert sich das Projekt. Drehbuchautoren und Regisseure sagten gleich oder nachdem sie das Drehbuch lasen wieder ab. Bis die Wahl auf Herbert Selpin fiel. Unklar ist heute, ob Selpin aus politischem Druck oder Spaß an der Sache annahm. Jedenfalls hielt Selpin das Drehbuch für unzureichend und überarbeitete es mit seinem Freund Walter Zerlett-Olfenius (Was ein Name). Goebbels, anscheinend zuversichtlich, stellte die enorme Summe von 4 Millionen Reichsmark zur Verfügung und los ging es.

Vor Ende der Fertigstellung wurde Herbert Selpin allerdings von seinem Freund mit dem seltsamen Namen denunziert. Er habe sich im privaten Kreis kritisch über die Wehrmacht und den Krieg geäußert. Da hatte er seinen Freund wohl falsch eingeschätzt und als er selbst vor Goebbels nicht alles zurücknehmen und das Gegenteil behaupten wollte, sperrte man ihn ein. Einen Tag später fand man ihn erhängt in seiner Zelle. Suizid? Mord? Goebbels jedenfalls schrieb wohl in sein Tagebuch: „Selpin hat sich in seiner Zelle umgebracht. Er kam zu der Entscheidung, die das Gericht auch gefällt hätte.“ Hart. Ein anderer Regisseur stellte den Film 1943 fertig.

Aber, Goebbels war gar nicht zufrieden. Der Krieg hatte eine für Deutschland negative Wendung genommen und er hatte nun Angst, dass die Deutschen die Szenen vom Untergang der Titanic nicht verkraften würden, bzw. sie mit dem Untergang des Deutschen Reichs assoziieren könnten. Daraufhin wurde der Film nur in den  von den Nazis besetzten Gebieten, nicht aber in Deutschland gezeigt.

So genug zur Geschichte, jetzt zum Film:
Die britische White Star Line, die Reederei der Titanic steht kurz vor dem Bankrott. Ihr Präsident Ismay plant nun einen neuen Rekord bei der Überquerung des Atlantiks aufzustellen und damit das „Blaue Band“ zu gewinnen, um  so das Unternehmen vor dem Ruin zu retten. Dazu besticht er den Kapitän der Titanic möglichst schnell auf der kürzesten Route zu fahren. Im unteren Teil des Schiffes sind die ärmeren Fahrgäste damit beschäftigt ausgelassen zu tanzen und zu feiern, während sich oben die reiche Oberschicht im Luxus suhlt. Nur der 1. Offizier Petersen hat bedenken. Petersen ist ein regelfanatischer, strammer, militärischer, pflichtbewusster, intelligenter, idealisierter Deutscher mit einem großen Sinn für Gerechtigkeit. Er erkennt die Gefahr schon beim Ablegen der Titanic, erkennt die Engpässe bei den Rettungsbooten und den Wahn der Reichen Fahrgäste, die an der Börse mit Aktien der White Star Line spekulieren. Petersen bemerkt natürlich total richtig, dass es schlecht für die Motoren sei, so schnell zu fahren und fragt sich, wer denn eigentlich die Titanic steure, der Präsident oder der Kapitän. Es hört natürlich niemand auf ihn und schlussendlich kommt es zur Katastrophe, bei der Peterson pflichtbewusst alles tut um zu helfen. Später rettet er sogar noch ein Kind. Er ist halt ein Held. Sein Gerechtigkeitssinn geht so weit, dass er dem Präsidenten Ismay einen Platz in einem Rettungsboot verschafft, damit dieser später vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden kann. 

Der Film besticht durch charmante, witzige Dialoge, Romanzen und tolle Schauspieler, aber auch die Dramatik kommt nicht zu kurz. Außerdem zeigt er die Folgen von Machthunger und Geldgier. Männer die für ihre beruflichen Ziele ihre Frauen und sich selbst betrügen und aus Gewinnsucht den Tod tausender riskieren. Man könnte dem Film eine gewisse Kapitalismuskritik unterstellen, was auch erklären würde, warum er in der Nachkriegszeit in Russland so beliebt war, dass er glatt neusynchronisiert wurde.  


Aber ist Titanic ein Propagandafilm? Ich finde nicht. Jedenfalls nicht mehr als etwa „White House Down“ oder (der bessere) „Olympus Has Fallen“ (Was sagt das über diese Filme aus?). Ich meine klar war er als solcher gedacht, aber wie gesagt, er hätte genauso gut ein russischer Antikapitalismusfilm sein können und wirkt aus heutiger Sicht nicht wie ein Nazi-Propagandafilm.   


Was noch zu sagen wäre: Wie zu Erwarten, hält sich „Titanic“ nicht wirklich an die historischen Begebenheiten. So gab es keinen deutschen Offizier und die White Star Line war weder Pleite, noch wollte sie einen Rekord brechen, aber wen stört das?


Ach, und die Inszenierung der sinkenden Titanic ist für die damalige Zeit und den zur Verfügung stehenden technischen Mitteln wirklich beeindruckend. 



Besonderer Dank geht an Wikipedia und denjenigen, der den Film bei Youtube hochgeladen hat.




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